„Ihr seid toll ❤️“
Karin schreibt…
09.07.2024 – heute sind Sabrina und ich (Karin) das Rausfahrteam. Wir starten gegen 22:30 am Lager, bleiben heute in Hagen. Beim ersten obdachlosen Herrn haben wir leider wieder das Problem mit der Sprachbarriere. Er kommt aus Polen, nicht nur das schlechte Deutsch, vielmehr seine sehr leise, undeutliche Aussprache und das schnelle Reden machen ihn für uns fast unverständlich. Sabrina beugt sich vor, hält den Kopf schräg, konzentriert sich – aber mehr als Fragmente sind nicht zu verstehen. Es gibt Menschen, die alles in sich verbuddeln und es gibt die, die über ihre Probleme, Ängste reden müssen. Ich bin so froh, dass ich Menschen habe, denen ich mich anvertrauen kann. Umso mehr tut es jedes Mal weh, wenn ich merke, dass sie erzählen möchten, dass es für sie wichtig ist, dass wir zuhören – und wir nicht adäquat antworten können, weil wir sie einfach nicht verstehen…
Aber er merkt, dass wir ihm helfen möchten, fragt er nach „Decke“. Zumindest verstehen wir das so. Mit Gestik versucht er uns seinen Wunsch zu erklären – ich verstehe es als „Hose anziehen“, Sabrina interpretiert es richtig als „Schlafsack“. Später auf der Weiterfahrt müssen wir dann doch lachen – Schlafsack als einbeinige Hose… – Selbstverständlich erhält er Schlafsack und Isomatte und es tut richtig gut, seine Freude daran zu sehen.
Das nächste Treffen ist zunächst etwas unheimlich, dann ausgesprochen lustig. Wir suchen an einer verlassenen Stelle, Sabrina erzählt gerade ein etwas gruseliges Erlebnis auf einer Tour an genau der Stelle, als plötzlich eine Stimme aus dem Off ertönt. „Polizei, was suchen Sie hier auf dem Gelände, treten Sie hervor!“ Wir schauen uns verwirrt um – woher kommt die Stimme? Es kommen weitere Ansagen und wir schauen endlich nach oben: Auf der Brücke sehen wir ein junges Gesicht mit Kappe – einem Polizisten verdammt unähnlich. „Der war gut, ne?“ – er freut sich diebisch über unsere Reaktion. „Bist du obdachlos?“ – „Ja.“ – „Brauchst du was?“ – „Ja“ – „Na dann komm runter.“ Wir kennen ihn nicht, aber er kennt Holger. Wir vermuten in der Nähe einen Schlafplatz und er läuft sofort los: „Ich guck‘ mal.“ Der Platz ist leer, der junge Mann wird mit Terrine und Getränken versorgt und wir fahren weiter.
Ein kurzer Plausch mit 2 Polizisten und einer Auszubildenden (2 Kaffee werden wir hier auch los) – und weiter geht’s.
Holger ruft an: „Wo seid ihr?“ Er ist wegen einer Meldung unterwegs und wir verabreden uns am letzten Treffpunkt. Es gibt einen Herrn, für den Holger ein wichtiger Gesprächspartner ist. ich würde sagen, sogar lebenswichtig. Wenn er an dem Treffpunkt auftaucht und Holger bei einer Tour nicht dabei ist, ist seine Reaktion niederschmetternd. Ich parke den Kangoo, er kommt eilig auf uns zu und stellt fest: Holger ist nicht dabei. Seine Enttäuschung ist unübersehbar – umso mehr freut er sich, als kurze Zeit später Holger mit dem 2. Kangoo auftaucht. Als beide später zu uns kommen, geht es ihm ganz offensichtlich besser und es wird wieder rumgefrotzelt!
Man kann nie im Voraus wissen, wo und wie viele obdachlose Menschen wir treffen. Heute ist der Ansturm sehr groß, dank der Liste geht es aber sehr gesittet zu. Immer mal wieder „verirrt“ sich jemand an den Kangoo, der glaubt, wir sind so eine Art fahrendes Restaurant. Auch heute kommt ein junger Mann zu uns, ignoriert die Wartenden und fordert einen Cappuccino. Ich frage, ob er obdachlos sei (was ich aufgrund seiner Kleidung eher nicht glaube), aber er versteht mich nicht. Auf Deutsch, Englisch und mit Zeichensprache finde ich heraus, dass er eine Wohnung und Arbeit hat – sorry – weder Cappu noch sonst was. Deutlich ungehalten geht er.
Mehrfach schließen wir die Heckklappe des Kangoos – um sie doch wieder zu öffnen, weil noch jemand Hunger und Durst hat. Es sind entweder Neue, aber auch einige bereits Versorgte, die vorsichtig anfragen: „Kann ich noch…?“ – na klar.
Gegen 1:30 Uhr fällt das letzte Mal für heute die Heckklappe und ich bringe Sabrina nach Hause. Holger und ich treffen uns noch – es gibt Erlebtes zu reflektieren und Organisatorisches zu künftigen Projekten zu besprechen.
Auf der Rückfahrt fährt Holger auf einen Parkplatz, ich halte neben ihm. „Da ist irgendwas am Scheibenwischer.“ Er zieht einen kleinen Zettel hervor, liest – und sein Gesicht wird ganz weich: „Das ist ja süß!“ Auf dem Zettel steht: ‚Ihr seid toll‘ und ein Herzchen…
Wer auch immer das war – ganz lieben Dank, wir haben uns total gefreut! – Hier ein Herzchen zurück:
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EHRENAMT BEI UNSICHTBAR e. V.
Das Ehrenamt bei UNSICHTBAR e. V. besteht nicht ausschließlich aus der Arbeit auf der Straße. Bring dich zum Beispiel in der Fahrzeugpflege mit ein, sortiere, packe und waschen und reinige regelmäßig unsere Fahrzeuge, denn auch das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Werde Teil von etwas Großem – werde ein Teil von UNSICHTBAR e. V.“
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