Irgendwas läuft da doch falsch


Dachten wir uns, als uns ein obdachloser Herr sagte, dass seine offenen Wunden am Bein, in keinem Krankenhaus behandelt werden.
 
Wie bitte?
 
Er befindet sich in keiner lebensgefährlichen Notlage und somit bräuchte man ihn nicht zu behandeln.
 
Das sah nicht nur Son Ja , Thorsten Biermann und ich so, sondern auch der später hinzugezogene Michael P. Klotz, der ehrenamtlich in der Krisenintervention tätig ist, genauso.
(Danke an dieser Stelle nochmal, dass sie sich umgehend auf den Weg gemacht haben)
 
Zur Situation des obdachlosen Menschen
Auf Grund von unerklärlichen Ursachen der Arbeitsagentur für Arbeit / Wuppertal, wird sein Antrag auf Hartz4 nicht weiter bearbeitet, dem zufolge besitzt er auch keine Krankenversicherung und so ergibt dann eins nach dem anderen.
 
Wenn er behandelt werden muss, spart er sich zur Zeit jeden Cent zusammen, um wenigstens an Medikamente zu kommen, die er von einem Arzt verschrieben bekommt und die wiederum sehr wichtig für ihn sind, weil sie sein viel zu hohen Blutdruck senken, diese verdünnen gleichzeitig das Blut, was dann wiederum nicht wirklich gut ist, wenn er sich mal verletzt oder eben eine offene Wunde hat.
 
Wenn er einen Arzt besucht, wird er als Privatpatient behandelt und alleine das kostet bereits jedes Mal 10,00 Euro – dieses Geld reicht gerade dafür, dass er dieses für ihn wichtige Medikament verschrieben bekommt, welches ihn dann jedes Mal 70,00 Euro kostet, weil er als Privatpatient, eben „nur“ ein Privatrezept bekommt.
 
Die Medikamente halten drei Monate, dann geht wieder alles von vorne los.
 
Möchte er dann aber das auch seine Beine versorgt werden, wird er dahingehend dann nicht mehr behandelt.
 
Warum?
 
Weil das Geld dafür nicht ausreichend ist!
 
Das letzte Mal, als sich jemand seine Wunde angeschaut hatte, war es September 2020 – seid dem wickelt er – wenn er dann Verbandsmaterial hat, seine Beine selbst oder nimmt eben was gerade da um die Wunde wenigstens nur ein bisschen zu schützen.
 
Michael P. Klotz war der Meinung, dass der Zustand seiner Wunde ganz schnell zu einer Blutvergiftung führen kann und dann wäre das Entsetzen groß, denn dann gäbe es einen weiteren toten Obdachlosen, in der Statistik.
 
Alle Krankenhäuser, die er besucht hat – lehnen ihn grundsätzlich ab und verweigern ihm die Behandlung, weil er eben nicht krankenversichert ist und seine Situation nicht als lebensbedrohlich angesehen wird.
 
Dafür müsste er erst eine Blutvergiftung bekommen, doch wie schnell sowas auch schlecht enden kann, darüber brauch man glaube ich keine Worte verlieren.
 
Was bitte passiert da und warum bitte wird einem obdachlosen Menschen – 10,00 Euro abgenommen, damit er ein Rezept bekommt, welches er selbst bezahlen darf und darauf hin wird ihm noch eine weitere Wundbehandlung verwehrt, weil die 10,00 Euro dafür nicht mehr reichen.
 
Wow – 10,00 Euro für ein Medikament ausfüllen – dass ist krass!
 
Aber viel krasser ist, wenn man sich das Bild mal anschaut, dass hier dringend etwas unternommen werden muss und wir so lange nicht locker lassen, bis sich ein Mediziner findet – und das kostenlos, der sich die Wunden der Person annimmt.
 
Nächste Woche (der Zeitraum ist der Wunsch der Person – der verschieden Gründe beinhaltet – auf die wir hier aber nicht näher eingehen) wird ein Straßenteam von UNSICHTBAR e.V. einen weiteren Versuch starten und mit ihm ins Krankenhaus fahren – wir heißen zwar UNSICHTBAR – sind aber manchmal gar nicht so unsichtbar – Wir werden dafür sorgen, dass er behandelt wird – das ist uns bereits klar – denn bevor das nicht passiert, fahren wir auch nicht nach Hause und lassen auch nicht locker.
 
Aber das Thema ist eigentlich ein anderes, was wieder einmal zeigt – was diese Menschen ertragen müssen und warum sie keinen Fuß auf den Boden bekommen, wenn die Ämter blocken und selbst die Krankenhäuser – ärztliche Hilfe verweigern – das ist dann letztendlich die Verzweiflung vorprogrammiert und aus Träumen, seine Situation zu verändern, werden Alpträume die diesen Menschen dann auch noch ihre allerletzte Kraft rauben, ihren Weg überhaupt weitergehen zu wollen.
 
Und jetzt sollte dieser Beitrag geteilt werden. Nicht weil wir Likes toll finden, sondern dass bekannt wird, was auf der Strasse passiert – bezw. nicht passiert.