Irgendwie war in dieser heutigen Nacht alles sehr angespannt
Irgendwie war in dieser heutigen Nacht alles sehr angespannt, gestresst und irgendwie anders.
Im Gegensatz zu mir, der all den Ratschlägen, die ihm immer gesagt wurden – wie „Tu mal was für dich“, „Geh mal unter Menschen“, „Atme mal durch“, etc. – nun gefolgt ist und gestern einen Tag in der Sauna verbracht hat, waren all die Menschen, denen ich heute begegnet bin, irgendwie nicht so locker drauf.
Vielleicht sollte ich ihnen mal empfehlen, etwas für sich zu tun. Dann würden sie vielleicht auch nicht immer nur die Fehler bei anderen suchen und ihr Leben viel entspannter angehen.
Ich überlege auch, Termine in Zukunft in der Sauna stattfinden zu lassen. Da kann man sich so ungezwungen unterhalten, und auch das ständige am Handy rumgefummele fällt weg.
Was aber eine Tatsache ist: Dort darf man wegschauen, dort muss es niemanden interessieren, wie es einem anderen geht, dort bist du in einer anderen Welt, wo du sein darfst, wie du willst, und ganz wichtig, wie du da aussiehst – auch das interessiert niemanden dort.
Vorurteile anderen Menschen gegenüber müssen außerhalb der Saunazone bleiben.
Ein Ort der Ruhe und Stille, ein anderer Ort, wo ich in Zukunft öfters mal gerne sein werde.
Und dann, man kann es sich gar nicht vorstellen, dass Entspannen so müde machen kann – verbrachte ich heute fast den ganzen Tag auf der Couch und erst heute Nacht, so um 00:00 Uhr, machte ich mich auf, setzte mich ins Auto und fuhr los.
Wohin? Das wusste ich selber nicht, da verließ ich mich auf mein Bauchgefühl, dass mich antrieb, einfach mal wie auch die vergangenen Tage in die Nacht zu fahren.
Und was soll ich euch sagen? 0° gefühlt -5° und es wird kälter und wieder lebensgefährlicher für die Menschen auf der Straße.
Haltet die Augen auf, sowie auch der Türsteher aus einem Hagener Lokal, der mich anrief und mich auf eine obdachlose Dame aufmerksam machte. Tolle Aktion, nicht nur ein Mann, wie ein Bär, sondern auch noch ein Typ mit einem riesigen Herz – ganz viel Respekt und Danke dafür.
Die Dame bekam eine Isomatte, damit es nicht noch kälter unter ihr wird, einen Rucksack, einen Kaffee und eine Terrine. Und dann wollte sie weiterschlafen, und dafür, dass sie anfangs nichts wollte, habe ich sie glaube ich ganz gut davon überzeugen können, doch etwas anzunehmen.
Ganz im Gegenteil zu all den Meinungen, dass ich angeblich brummelig und emphatilos sein soll, scheine ich doch etwas Charme zu besitzen, um Menschen von etwas zu überzeugen.
Und auch der Herr, der auf der Straße hockte und nur noch wenige Meter bis nach Hause hatte und mir erzählte, dass er einfach für die letzten Meter zu schwach wäre, habe ich geholfen. Warnblinklicht an – Auto abgeschlossen, den Herrn unterm Arm gepackt, nach Hause gebracht und sicher gegangen, dass der mir die Nacht nicht noch erfriert.
Der Tankstellenmitarbeiter, bei dem ich immer eine kleine Pause einlege, überlegt sich jetzt – für uns einen Toilettenschlüssel nachmachen zu lassen, damit wir nicht immer fragen müssen. Und die drei Damen, die ihre Jacken ausziehen wollten, damit ich sie der jungen Dame gebe, legte ich nahe, die Jacken doch bitte anzubehalten, weil wir A. für solche Notfälle eigene haben, B. sie selber frieren würden, C. ich das gar nicht mehr gewohnt wäre, dass eine Dame die Jacke vor mir ablegen würde.
A und B waren tatsächlich die besten Argumente. Aber allein der Gedanke und der Wille, das zu tun, verdienen ebenfalls meinen Respekt und ein großes Dankeschön.
Und dann traf ich noch weitere Menschen, die sonst niemand zu diesen Uhrzeiten gesehen hätte. Niemand hätte mitbekommen, dass sie tatsächlich frieren und sich über einen Kaffee freuen, und ich glaube auch über einen Verein, der genau dann nach ihnen schaut, wenn alle anderen bereits schlafen.
Wenn du solche Berichte nicht nur lesen möchtest, sondern vielleicht auch selber mal schreiben möchtest, und wenn du dir vorstellen kannst, sei es nur einmal die Woche, tief in die Nacht zu fahren (natürlich nicht alleine – so bekloppt kann nur einer sein), um auf der Straße denen zu begegnen, denen zu diesen Uhrzeiten niemand mehr begegnet, dann melde dich bei uns.
Ein Ehrenamt, das dir viel nimmt, aber auch ein Ehrenamt, das dir viel gibt.
Gute Nacht brauche ich jetzt auch nicht mehr zu schreiben, weil die ist ja nu vorbei.
[Wichtige Anmerkung: Der Teil mit den Terminen in der Sauna ist natürlich nur ein Scherz ]