Kennt ihr das?
Kennt ihr das, wenn das Herz anfängt zu bluten, weil ihr etwas gesehen habt, das euch nicht aus dem Kopf geht?
Dieses Gefühl der Hilflosigkeit, etwas in dem Augenblick zu ermöglichen aber gleichzeitig zu wissen, dass es keine Möglichkeit gibt, in diesem Augenblick an der Situation etwas zu verändern? Wenn einem die Hände gebunden sind und man das Gefühl hat, sie sind gefesselt, mit einem so starken Knoten, dass man man es aufgibt, diesen für den Augenblick zu öffnen, weil es tatsächlich nichts bringt. Das ist so ein bisschen wie tauchen gehen und während man das tut, den Versuch zu wagen, einmal tief durchzuatmen. Heute waren da wieder diese Blicke des Hundes, von dem wir schon einmal ein Bild gepostet hatten. Eine vollkommen ruhige Seele, die sehr anhänglich ist und dessen Augen, wenn sie dann sprechen könnten, sagen würden. „Nimm mich mit, weg von alle dem hier“ Das sind Blicke, die man kaum mit Worten beschreiben kann und die mein Herz dann eben bluten lassen. Und dann ist da dieses Mädchen. 15 Jahre ist sie alt, viel zu jung für die Straße und wenn ich mir Hagen so anschaue, auch viel zu vielen Gefahren ausgesetzt. Ein Anruf bei der Polizei ergab dann, dass sie – würde man sie wieder zurück ins Heim bringen, keine 5 Minuten später wieder weglaufen würde. Sie fühlt sich da einfach nicht wohl, wird geärgert und nicht für voll genommen und würde lieber woanders hin. An dieser Stelle konnten wir nicht viel mehr machen, ausser sie mit einer Suppe zu versorgen und die Streetworker zu informieren, mit denen wir in engen Kontakt stehen. Und dann waren da noch viele andere Menschen, denen Sabrina und ich helfen durften, die sich freuten etwas zu trinken zu bekommen, eine Kleinigkeit zu essen und andere Dinge, die ihnen durch die Nacht helfen. Heute sitze ich nicht an einer meiner Lieblingstankstellen, heute sitze ich in unserer Vereinszentrale und spüre wie mein Bauchgefühl danach schreit nochmal nach Hagen zu fahren und wenn es nur ein paar Stunden sind, wo ich dort bei der jungen Frau einfach nur parke und denen die böses im Sinn haben zeige, dass es da jemanden gibt, der ein Auge auf sie wirft. Herzbluten sorgt oftmals für Aktionen, die man sich eigentlich vorgenommen hatte, nicht mehr zu tun und wenn es dann sowas ist, wie alleine an einem Bahnhof zu stehen, an dem die Erinnerungen nicht ao prickelnd waren, um dort zu sein und einfach nur aufzupassen, bis die Profis ihre Arbeit anfangen und mich ablösen kommen, um dann mit ihren professionellen Netzwerk und Möglichkeiten helfen zu können.
Schlaft gut, träumt schön, kommt morgen gut in den Tag – ich fahre jetzt wieder los und werde solange es meine Müdigkeit mitmacht, auf das junge Mädchen acht geben.