Langer Text – tolle Tour

Langer Text – tolle Tour
Wenn vier Männer und zwei Hunde vor dir stehen, von denen dir die Männer sagen, dass du ein guter Mensch bist, dann sind das diese zwei Minuten Gänsehaut, die uns darin bestätigen, dass es gut ist, was wir machen.
Ich fange mal von vorne an…
Ich fuhr eine Meldung und Erkundungstour, dass ist eine Tour, die wir fahren, um die zahlreichen Meldungen abzufahren, die uns erreichen und auch die, die wir nicht angetroffen haben, immer wieder an diesen Orten und in der näheren Umgebung zu überprüfen, ob wir dort vielleicht doch jemanden antreffen, um Hilfe zu leisten.
Die Erkundungstouren, auf denen wir ständig neue Stellen und Orte – wie auch zukünftig den Märkischen Kreis – anfahren, verbinden wir dann mit diesen Meldetouren.
Manchmal sind sie sehr ruhig, manchmal aber auch voller Menschen, die wir antreffen und denen wir dann helfen dürfen.
Im Laufe meiner Fahrt traf ich ein paar, wie immer sehr nette und freundliche Polizisten, mit denen ich ein wenig über alles Mögliche sprach. Auch wiederholte ich meine Einladung, mal eine Fahrt bei uns mitzumachen, weil ich mir sicher bin, dass sie die Nächte einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen werden.
Genauso würde ich mich freuen, wenn ich mal eine Nacht mit der Polizei rausfahren dürfte, um mir die Arbeit der Polizei aus ihrer Perspektive ansehen zu dürfen.
Haben wir schon einmal angesprochen, sprechen wir nochmal drüber.
Ja, und so vergehen die Stunden einer Meldung und Erkundungstour.
Liest sich jetzt vielleicht etwas langweilig und spritverballernd – ist es aber in keinster Weise, denn wir werden gesehen und angesprochen.
Und würden wir an solchen Tagen zu Hause bleiben, könnten wir nicht nach all den Meldungen schauen, keine neuen Stellen erkunden und würden nicht gesehen werden.
Gerade dieses Gesehenwerden ist so wichtig, wenn es dann schon bald in die eisigen Winternächte hineingeht, in denen wir obdachlosen Menschen bis tief in die Nacht etwas Warmes bringen und unser einzigartiges Ehrenamt erst richtig ausführen dürfen.
So und nun ist gleich schon wieder die Nacht vorbei, bis auf einige obdachlose Menschen, die aber schon schliefen, traf ich niemanden mehr an.
Euch allen eine ruhige Nacht – für mich geht es jetzt nach Hause.
Update:
Kurz bevor ich nach Hause fahren wollte, klingelte das Telefon. Ein bekannter obdachloser Herr aus Wuppertal war am Telefon und fragte, ob ich ihm einen Schlafsack für seinen Kumpel bringen könnte.
Na klar – 3/4 Stündchen, dann bin ich da.
Beim Auflegen hörte ich, wie er zu seinem Kumpel sagte.
„So jetzt will ich mal eins festhalten, ich habe dir gesagt, dass die ohne viel Trara kommen und helfen, jetzt hast du den Beweis.“
Genauso und nicht anders, dachte ich mir, ich machte mich also auf den Weg und als ich ankam, saßen da nicht zwei obdachlose Menschen, sondern vier mit ihren vierbeinigen Begleitern vor mir.
Und was soll ich sagen, sie brauchten alles, Rucksäcke, Isomatten, Schuhe, etwas Warmes zu essen, etwas Kühles zu trinken, jeder freute sich über ein Radio und ganz besonders gut kamen unsere TOM’s an und als sie diese auspackten, sahen sie die neue Unterwäsche und die Socken und ihre Gesichter fingen an zu strahlen, als hätten kleine Kinder etwas zu Weihnachten bekommen.
Ob sie jetzt alles hätten, fragte ich, und dass wir uns dann mal unterhalten würden, wenn wir das nächste Mal kommen.
Da saßen vier Männer, die keine Worte fanden, die auf ihre Sachen schauten und nicht wussten, was sie sagen sollen.
Einer von ihnen schaute mich an und fragte mich, ob das wirklich mein Ernst wäre, ihm einen nagelneuen Army-Rucksack zu schenken, der andere war damit beschäftigt, seine Schuhe anzuziehen und sagte:
„Männers, habt ihr auch neue Schuhe, Jungs – wisst ihr eigentlich, wie lange ich keine neuen Schuhe mehr bekommen habe?“
Der andere war mit seinem Radio beschäftigt, und der mit den Hunden war begeistert, dass diese ein paar Leckerchen bekamen und sich sehr darüber freuten.
(Darüber hinaus gab es auch Hundefutter, welches wir dann jetzt neu einkaufen müssen, weil der Lagerbestand zu Neige geht – Merke: Hundefutter und Leckerchen kaufen)
Alles richtig gemacht, sagte ich, drehte mich um, sagte den viel beschäftigten Menschen, dass sie sich melden sollen, wenn sie etwas brauchen, und dass ich dann mal weg bin.
Danke – hörte ich sie leise sagen, danke, dass es so etwas wie euch gibt.
Danke, dass wir helfen durften.