Manche Artikel reichen bis in große Zeitungen, wichtige kaum bis gar nicht.
Focus Online
Gevelsberg – Polizei Gevelsberg – Mann schlägt gegen Windschutzscheibe
Manche Artikel reichen bis in große Zeitungen, wichtige kaum bis gar nicht.
Heute schreiben wir über zwei obdachlose Personen aus Gevelsberg, die wir seit ein paar Monaten betreuen.
Einer von ihnen hat zwar einen festen Job, kommt aber mit seinem Dach über dem Kopf nicht klar und schläft lieber auf der Straße, der andere ist stark alkoholsüchtig und fällt von einem Tief in das Andere.
Letztens erst stand er an der Rosendahlerstraße, zugegeben – er war alkoholisiert und sah wie ein Auto in Höhe des Kindergartens wohl etwas rasant auf ihn zu kam. Seine Reaktion war definitiv nicht die Richtige aber er wollte die Person, die hinterm Steuer saß, irgendwie auf die erhöhte Geschwindigkeit aufmerksam machen und schlug mit der Hand auf die Motorhaube – die Presse schreibt zwar auf die Windschutzscheibe aber auch obdachlose Menschen haben hin und wieder mal Zeugen und die sagen etwas Anderes aus.
Das jedoch am Rande…
Nun gehen wir mal ein paar Tage weiter…
Es ist Sonntag der 06.11.2016 – es ist ca. 11:00 Uhr – die beiden Personen helfen für eine warme Suppe, zwei älteren Menschen beim Umzug, als plötzlich die Nachbarin vor der Tür steht und um Hilfe bittet.
Ihr Mann ist von der Couch gerutscht und rührt sich nicht mehr.
Direkt danach wird der Notarzt verständigt und die Beiden – die gerade aus dem Keller kommen, werden gebeten, den älteren regungslosen Mann auf die Couch zu legen.
Gesagt – getan und einer von den beiden die in diesem Augenblick erste Hilfe leisten, geht direkt durch den Kopf das man die „verunglückte“ Person in die stabile Seitenlage bringen muss.
Als er feststellt das es dem älteren Mann immer schlechter geht, öffnet er seinen Mund und holt ihm seine Zunge aus dem Rachen, wodrauf hin ihn dieser anbricht.
Kurze Zeit danach traf dann auch schon der Notarzt ein.
Ein Rettungssanitäter bedankte sich bei den Beiden und auf den Schock und um auch nicht im Weg zu stehen, gingen beide auf die Straße und tranken sich erstmal ein Bierchen.
Da der Mann nur liegend transportiert werden konnte, dass Treppenhaus aber dafür zu eng war, rückte die Feuerwehr mit einem Leiterwagen an und holte den Mann so aus dem Haus.
Kurz bevor alle wieder abrückten, kam nochmal ein Rettungssanitäter auf die beiden zu und bedankte sich nochmal.
Jetzt befinden wir uns wieder in der Gegenwart.
Heute sprach ich mit einem der beiden Obdachlosen. Aufgefallen ist mir, dass er das Ganze noch gar nicht verkraftet hat, was er dann auch bestätigte.
Er meinte, es mag vielleicht sein, dass ich ständig fürchterlich einen am Tee habe aber was ihm nicht aus dem Kopf geht, sind zwei Dinge.
Das Eine ist, dass er das Bild der hilfesuchenden Frau nicht aus dem Kopf kriegt und sehr hofft, dass es dem älteren Mann bald wieder gut geht und das andere Bild, und dann senkte er den Kopf, das andere Bild was ihn nicht mehr los lässt ist, dass er immer mehr das Gefühl hat – nichts wert zu sein.
Wenn es um eine dämliche Motorhaube geht, springen alle mit auf den fahrenden Zug, doch die Geschichte, mit dem älteren Mann, dass was da passiert ist, es ging doch um ein Menschenleben und er hat wirklich getan was er konnte, dass würde dann niemanden interessieren – es sei ja „nur“ ein obdachloser Mensch, ein Penner, ein Säufer, der da geholfen hat.
Er möchte nicht als Held hingestellt werden, weil es doch selbstverständlich ist zu helfen aber warum sieht man immer nur das Negative und warum sieht man nicht auch mal das Positive?
Das positive in einem Menschen, nicht das Äußere, welches sein Leben wiederspiegelt, sondern das was da in ihm ist und anfängt laut aufzuschreien, wenn er darüber nachdenkt – nichts wert zu sein.
Ja das fragen wir uns allerdings auch – warum Kleinigkeiten Groß machen, wenn wirklich wichtige Sachen mehr Wert hätten, der Öffentlichkeit präsentiert zu werden, um den Menschen zu zeigen, dass obdachlose auch ein Herz haben können?
Anmerkung: Er hat ein Foto von sich machen lassen, doch haben wir uns dagegen entschieden, es zu veröffentlichen, um einfach seine Persönlichkeit zu wahren.