Nebel ziehte im Scheinwerferlicht meines Autos vorüber
Heute fand unsere Tour im Dreigestirn statt – Regine, Jens und meinereiner – die durch die Nacht gefahren sind, zu Menschen, denen wir helfen durften und eben direkt und ohne lange zu überlegen, zu jeder einzelnen Meldung.
Regine ist noch nicht lange bei uns, dafür steckt sie aber schon mit Herz und Seele in dem was sie tut und sie macht das richtig gut.
Heute fragte ich sie, ob sie nicht den Bericht schreiben möchte.
Wie sie in schreiben soll, fragte sie.
So wie sie den Abend empfunden hat, was sie gefühlt hat und was ihr dabei durch den Kopf gegangen ist, eigentlich genauso, wie auch ich unsere Berichte eigentlich immer schreibe, nur mal aus der Sichtweise einer anderen Person.
Lasst euch nun von Regine mit auf die Straße nehmen – hier nun ihr Bericht!
Nebel ziehte im Scheinwerferlicht meines Autos vorüber. Es sind 5 Grad Außentemperatur heute, Samstag morgens um 4.15 Uhr.
Das Auto in der Garage geparkt und ganz schnell nach Hause. Es begrüßt mich wohlige Wärme und nun sitze ich hier und lass die Stunden, die ich mit Holger und Jens auf Tour war, noch einmal an mir vorüberziehen.
Gestern um 21:30 Uhr fuhren wir los. Zuerst in eine Stadt im Ennepe Ruhr Kreis. Dort ging es zu einem Mann, der Holger aufgefallen war, weil er auf einer Bank lag. Als wir dort ankamen, gingen Jens und ich zu ihm. Wir fragten, ob es ihm gut geht und ob er vielleicht etwas Warmes möchte. Wir merkten, dass er mit unserer Frage voll überfordert war, und so holten wir erstmal den Kaffee und die Suppe und gleichzeitig brachten wir ihm einen Schlafsack und eine Isomatte. Er wusste gar nicht was ihm geschieht. Doch auch wenn er nichts sagte, sagte sein Blick für uns alles und das war genug. Es bedarf keiner großen Worte.
Dann bekamen wir eine Meldung herein. Diese führte uns nach Hagen. Wir trafen den Mann dort auch an. Doch er wollte keine Hilfe. Wir können nur denen Hilfe geben, die die Hilfe auch annehmen. Es ist schwer dann zu gehen, wenn man weiß und vor allem spürt wie kalt die Nacht wird. Doch in solchen Augenblicken müssen wir uns auch sagen, wir haben es wenigstens versucht.
Wir setzen unseren Weg fort, doch in Gedanken noch bei diesem Mann. Unser Weg führte uns nach Wuppertal und zuallererst besuchten wir Peter( Namen geändert) er ist mittlerweile bekannt und auch ich habe ihn schon öfters mit besucht. Es hört sich komisch an, wenn man sagt, man besucht ihn. Doch so ist es. Einen Besuch stellen wir uns immer mit Kaffee und Kuchen vor. Doch hier läuft es ganz anders. Als wir ankamen lag er eingewickelt in seinem Schlafsack. Wir hatten ihm eine Überraschung mitgebracht – ein kleines Radio mit Batterien. Wir sprachen ihn laut an „Hallo, guten Abend Peter“. Er grummelte vor sich hin. „Was macht ihr denn schon wieder hier?“ Und wir antworteten. „Weil wir dich lieb haben, sind wir schon wieder da.“ Daraufhin lachte er. Er freute sich sehr über das Radio und nahm dankend eine Suppe an. Dann führten wir noch ein tiefgründiges Gespräch mit Peter. Ich merke immer mehr, dass gerade diese Gespräche sehr wichtig sind. Vor allem das zuhören. Es ist egal, wenn du das Frieren anfängst und deine Zähne schon langsam klappern-du bleibst stehen und hörst zu.
Dann besuchten wir Tommy (Namen geändert) auch ein uns bekanntes Gesicht. Er wollte nichts Warmes nur etwas Süßes und diesen Wunsch konnten wir, mit einem Tütchen Haribo erfüllen.
Da passierte es wieder. Ein junger Mann sprach uns an, sagte. „Ich finde es super gut was ihr macht.“ und reichte uns einen 10 € Schein. Er meinte, das wäre ja nicht viel, doch er möchte wenigstens etwas geben. Doch – es war viel. Denn jede Kleinigkeit hilft. Eine sehr nette Geste die uns wieder mal bewegt hat.
Dann machten wir uns auf die Suche. Am Mittwoch hatte Holger und Jens eine Meldung über ein Pärchen bekommen und sie hatten sie auch angetroffen und diese haben Angaben hinterlassen, wo sie in den nächsten Tagen sein könnten. Eine Selbstverständlichkeit für uns, nachzuschauen.
Es war nicht einfach doch am Ende haben wir sie gefunden, ganz versteckt das Zelt und im Inneren zwei frierende Menschen. Lena (Name geändert) konnte es gar nicht fassen als sie uns sah und bewunderte Holgers Jacke. „Wow sagte sie, ihr seid wegen uns gekommen.“ Dass wir Sie gesucht haben und nun mit dem versprochenen Regenponcho und zwei Kaffee ausstaffierten. Lena bedankte sich mehrmals und wünschte uns einen schönen Abend. Ich dachte so bei mir. „Sie wünscht uns einen schönen Abend?“ Mir kam es vor, als würde ich von einem Besuch in einem warmen Haus, nach Hause gehen. Kein Jammern, kein Klagen, nur Freundlichkeit. Gerne hätte ich mich länger mit ihr unterhalten, doch es kam eine Meldung rein und wir mussten dringend los. Es ging über die Autobahn, wieder in eine Stadt des Ennepetal Ruhr Kreises. Dort angekommen trafen wir Helmut (Namen geändert) an und drei junge Frauen. Eine von Ihnen hatte uns kontaktiert. Schon seit mehreren Stunden haben sie sich um Helmut gekümmert. Sie haben mit ihm geredet, doch dann fiel ihr ein das sie doch mal etwas gelesen hat, im Internet von denen mit den grünen Autos, die helfen und so suchte sie und kontaktierte uns. Sie wollte die Polizei nicht rufen, denn sie hatte auch Angst, dass Helmut damit nicht zurechtkommt.
Das ist eine Zivilcourage, die ihresgleichen sucht. Sie haben reagiert und nicht ignoriert sie haben gehandelt und nicht den Kopf in den Sand gesteckt und sind vorüber gegangen. Dafür danken wir diesen drei jungen Damen sehr. Im Gespräch mit Helmut stellten wir dann das fest, was uns auch die junge Frau schon erzählte. Er brauchte dringend Hilfe. Er war verstört und durcheinander, redete davon, dass er keine Lust mehr hätte zu Leben. Wir machten das einzige Richtige und riefen den RTW an. Die junge Dame hatte mittlerweile einen Bezug zu ihm aufgebaut, das fand ich sehr hilfreich, denn sie beruhigte Helmut, als er einmal kurz weggehen wollte. Wir haben ihn in die guten Hände des RTW übergeben, denn er brauchte fachkundige Hilfe.
In solchen Momenten fragt man sich Was wäre, Wenn- die jungen Frauen oder auch wir, nicht vor Ort gewesen wären und gleichzeitig
Ist da dieses Gefühl, geholfen zu haben und vor allem ein ganz besonderes Gefühl, ein Gefühl der Hoffnung für Helmut. Hier nach entschieden wir die Heimreise für heute anzutreten. Morgen ist wieder Team auf Tour. Ich habe heute Nacht gesehen, wie wichtig es ist, gerade jetzt in diesen immer kälter werdenden Nächten zu helfen.
Was mich hoffen lässt, sind Menschen wie diese jungen Frauen, die reagieren und uns anrufen.
Es tut nicht weh und ist keine Gefahr einen Anruf zu tätigen und glaubt mir. Es ist ein super gutes Gefühl zu helfen. Egal wie, wenigstens man tut es.
Nun für Euch da draußen einen Guten Morgen und für mein Team und mich, ein schlaft gut.