Noch letzten Monat lebte er auf der Straße und nun ist er aus eigener Kraft wieder zurück gegangen

Noch letzten Monat lebte er auf der Straße und nun ist er aus eigener Kraft wieder zurück gegangen, weg aus der Kälte, dem kalten Betonboden und der ständigen Angst, dass wie schon so oft auch in anderen Städten, etwas passieren könnte.

 

Er fängt neu an und hat sich uns angeschlossen, um etwas zurückzugeben, sowie er auch in seinem folgenden Bericht schreibt, dass er zeigen möchte, dass es funktioniert, aufzustehen und Hilfe in Anspruch zu nehmen, eine Wohnung zu finden und dann Schritt für Schritt, den Weg, den er gestartet ist, mit uns zusammen, weiterzugehen.

 

In unserem Beitrag vom 04. Juli 2022 hatten wir einen Aufruf an Vermieter aus Wuppertal Elberfeld oder Vohwinkel gestartet, um ihn noch weiter nach vorne schauen zu lassen

Und hier nun sein Bericht von einer nächtlichen Tour mit UNSICHTBAR e.V.

Gestern sind Sabine, Doris und ich das erste Mal zusammen rausgefahren. Doch zuerst haben wir uns mit Holger im Lager getroffen, um den neuen Dokker mit den Dingen zu befüllen, die wir für die Tour benötigen. Dabei haben wir noch geschaut, wie man in Zukunft die Autos sinnvoll und platzsparend bepacken kann. Ich schaute mich im Lager ein bisschen um und machte mich mit allem vertraut. Die Nervosität vor der ersten Fahrt konnte ich gut verbergen. Ich war nach außen hin richtig entspannt und gut drauf obwohl es für mich doch eine ganz komische und ungewohnte Situation war.

 

Und dann trafen wir einige Menschen, die unsere Hilfe gerne in Anspruch nahmen. So waren wir als erstes bei zwei uns gut bekannten Menschen an ihren Platz.

Einer nahm die Situation mit mir eigentlich ganz entspannt. Als er dann seine Suppe und seinen Kaffee bekam, fuhren wir zu unserm nächsten Bekannten, der schon sichtlich irritierter über die Situation mit mir war. Denn er war im Gegensatz zu sonst echt kurz angebunden. Klar bis vor 3 Tagen war ich selbst noch obdachlos und man merkte ihm an, dass er überrascht war mich bei UNSICHTBAR e.V. zu sehen.

Aber auch ich merkte zu der Zeit schon, dass es mir nicht gut ging mit der Situation jetzt auf der anderen Seite zu stehen und zu sehen, wie die Menschen mich jahrelang gesehen haben. Bei dem nächsten Bewohner, die auf einer Mauer schlafen angekommen war die Nervosität dank Sabine und Doris weg.

 

Auch sie freuten sich über ein bisschen Smalltalk und ein warmer Kaffee. Als wir auf dem Rückweg zum Auto waren, kam uns ein Pärchen entgegen und im ersten Moment habe ich mich richtig erschrocken, weil die Dame noch dünner als beim letzten Mal war, als ich sie gesehen hatte.

 

Mittlerweile ist es besorgniserregend. Ein Gespräch führen mit ihr war auch nicht drin, weil sie etwas durch den Wind war. Das sind Momente die einen mitnehmen, weil man nichts machen kann, weil sie sich einfach nicht helfen lässt. Schade.

Danach fuhren wir zu zwei weiteren bekannten Menschen und trafen auch beide an ihrem Platz an. Einer von ihnen bekam wie immer seine Terrine und Kaffee und wollte dann Ruhe. Also unterhielten wir uns noch ein bisschen mit dem anderen Bekannten.

 

Als nächstes fuhren wir zu zwei Menschen, die sich erneut an einem bekannten Platz Zelte aufgestellt hatten.

Auch die beiden Herrschaften waren positiv überrascht mich bei UNSICHTBAR e.V. zu sehen. Sie wünschten mir sogar viel Glück. Nachdem wir den beiden auch noch einen Kaffee und eine Terrine gaben, haben wir auch hier noch gerne Gespräche geführt.

 

Ich merkte so langsam die Müdigkeit und so beschlossen wir noch schnell zu Vater und Sohn zu fahren, um dort nach dem Rechten zu sehen. Zu sehen, ob sie etwas benötigen. Heute reichte ihnen etwas Süßes zum Naschen. Nachdem wir auch ihnen eine Gute Nacht gewünscht hatten, fuhren wir zurück zum Lager, um dann selbst nach Hause zu fahren.