Öy, was macht denn Bruno der Bär da
Öy, was macht denn Bruno der Bär da auf den Bildern, gehört der nicht in den Bereich des Herzkalender ?
Joahr das ist vollkommen richtig, aber nachdem wir heute zuerst Büroarbeiten vollrichtet und organisatorische Dinge besprochen hatten, war der Plan eigentlich, einen Bruno mitzunehmen und wenn ich nicht gerade nachts auf der Straße unterwegs bin, ihn dabei zu haben, für den Fall der Fälle, dass ich ihn vielleicht mal verschenken darf.
Irgendwie ist es aber anders gekommen, als geplant und er blieb im Auto, so dass er dann unsere heutige Tour, auf der mich Regine Sonnleitner begleitet hatte und einfach mal mitgefahren ist und weil er schonmal dabei war, gab es dann auch noch ein Foto von ihm.
Welcher Bär ist auch schon jemals mit in die Nacht, zu obdachlosen Menschen gefahren? Wohl keiner und das musste einfach festgehalten werden.
Als Regine, Bruno und ich am Lager den Wagen befüllt hatten, machten wir uns auf den Weg nach Wuppertal.
Unterwegs bekamen wir dann eine Meldung das in einer Stadt des Ennepe-Ruhr-Kreises ein junger Mann unterwegs sei, der kein Dach über dem Kopf hat, also kehrten wir um und machten uns auf die Suche, nach ihm.
Als kleines Hilfsmittel hatten wir auch eine Telefonnummer von ihm, die der Melder kurz vorher in Erfahrung bringen konnte.
Da er aber nicht, aus welchen Gründen auch immer, telefonieren konnte, blieb uns als einzige Option die Kommunikation über WhatsApp.
Mehrmals schrieb er uns eine Stelle, an der er sich aufhalten würde und immer waren wir ziemlich zeitnah vor Ort, doch immer, wenn wir dort ankamen, war er dann plötzlich schon wieder weg und mehrere Kilometer entfernt, was uns nicht daran hinderte auch diese genannten Plätze anzufahren, bis dann der Punkt erreicht war, dass wir die Suche aufgaben, weil er einfach nicht zu finden war.
Wir hätten ihm sehr gerne geholfen, denn unsere Information war, dass er weder Geld noch einen Schlafsack dabeihatte, auch habe er wohl nichts mehr zu trinken und nichts zu essen.
Sowas ist ärgerlich, irgendwie auch schon traurig, ja und vielleicht wurden wir an der Nase herumgeführt, aber letztendlich hätten wir ihn sehr gerne gefunden, um ihm mit einer warmen Suppe, einem heißen Tee und einem Schlafsack helfen zu können.
Dem war dann aber leider nicht so und so setzten wir unsere Fahrt nach Wuppertal fort, wo wir auch gleich zwei Suppen und einen schönen heißen Kaffee verteilen durften.
Im Anschluss daran erfolgte noch ein kleiner Smalltalk und wir fuhren zu dem Herrn weiter, den wir vor kurzen erst kennenlernen durften.
„Ich habe noch gar nicht geschlafen, eigentlich war ich nur so halb weg aber als ich eure Stimmen gehört hatte, war ich direkt wieder wach und wo wart ihr denn gestern, ich habe euch schon vermisst und dann war ich heute bei dieser Anlaufstelle und wollte mich, sowie ihr es mir geraten hattet, nach einem Entzug erkundigen aber die haben montags geschlossen, also gehe ich morgen wieder dahin“ – Punkt –
Da war wie immer viel Redebedarf und wo ein solcher ist, da bleiben wir dann auch gerne mal etwas länger.
„Es ist etwas schönes mit Menschen, die einen verstehen zu sprechen und es tut gut, Menschen zu kennen, die einen nicht verurteilen und es ist mir eine Freude, euch kennengelernt zu haben, denn dann habe ich etwas, wordrauf ich mich freuen kann und das ist der Augenblick, an dem ich euch wiedersehe“
Wir sprachen, sowie auch schon in den letzten Tagen über seine Situation, sagten ihm das wir zwar viel rausfahren aber nicht jeden Tag in Wuppertal sind und auf meine Frage, was er denn von einem Zelt halten würde, in der er noch mehr vor dem kalten Wind geschützt sein würde, leuchteten seine Augen auf.
An der Stelle, an der er dort schläft, wird das Zelt niemanden stören und ihm Schutz gewähren.
Am Mittwoch, wenn ich dann mit Ingo eine kleine Megatour fahre, werden wir ihm ein Zelt bringen und auch wenn er schon schlafen sollte, wir sind immer willkommen und jeden den er kennt, erzählt er von uns und auch heute erfuhren wir neue Plätze, wo diese Menschen schlafen würden.
Danach ging es dann noch in einen anderen Stadtteil von Wuppertal, wo Regine bei zwei weiteren obdachlosen Menschen, nach 18 x danke sagen, aufhörte zu zählen.
„Ich bin nur bis 18 gekommen, dass ging so schnell, sagte sie – ich kam gar nicht mehr mit“ – und nachdem ich sie dann irgendwann davon abbringen konnte, jede einzelne Suppe und jeden Kaffee umzurühren, weil die das auch sehr gut alleine können, bat sie mich vorher darum, ihr das heiße Wasser nicht auf die Finger zu gießen, was ich dann natürlich prompt getan hatte.
– Meister Trotteligkeit am Werk –
Somit hatten wir am Ende des Abends wieder einmal Gutes tun dürfen, Finger verbrühen lassen und das Wort „Danke“ jetzt als Ohrwurm mit in die Nacht nehmen können.
Alles zusammen, wieder einmal ein sehr freundlicher Abend von den Menschen dort draußen auf der Straße, die sich jedes Mal freuen, wenn wir um die Ecke gebogen kommen und ihnen etwas Gutes tun möchten.
Vielen Dank an Regine, dass du dabei warst und ich hoffe, die Finger, tun nicht mehr allzu sehr weh.