Orientierunglos durch die Nacht

Mit Holger war ich (Regine) heute auf Tour .
Umwege lassen viele Möglichkeiten offen. Oftmals geht man immer gerade seinen vorbestimmt Weg. Doch was passiert, wenn man vom Weg abweicht?
Meldungen nach zu gehen die uns erreichen, hat oberste Priorität. Da kommt es schon mal vor, dass wir uns in neuen Ecken wiederfinden.
Ecken die uns noch unbekannt sind, diese zu erforschen, ist oftmals wie eine Schatzsuche.
Natürlich packt uns die Neugier und wenn wir wieder einen der „Schätze“ (Obdachlose) gefunden haben, die wir suchen, erfreuen wir uns daran.
Wir konnten einige neue und alte Gesichter, mit heißen Getränken und auch etwas Süßem, heute Nacht, glücklich machen
So können wir helfen im Hier und Jetzt…Auch wenn wir etwas Orientierungslos herumirren.
Am Ende ist der Erfolg da und nur das zählt.
Auch konnten wir spontan, einen kleinen Wunsch erfüllen, der unseren Weg einmal zurück ins Lager und wieder dorthin führte. Wo uns am Ende, ein riesengroßes DANKE erwartete.
Klar hätten wir das auch an einem anderen Tag vorbeibringen können, doch es war uns wichtig, ihm eine kleine Freude zu machen.
Doch so eine Tour hat viele Facetten und was wir von einem unserer Schützlinge hören mussten, schockte uns sehr.
Er erzählte uns, als wir das letzte Mal bei ihm waren und er gerade, nachdem wir uns wieder auf den Weg machten, nur noch unsere Rücklichter erspähen konnte, eine Frau zu ihm kam und fragte:
Wer wir denn gewesen sind?
Er erklärte ihr voller Freude, dass wir uns um ihn kümmern, nach ihm sehen und für ihn da sind.
Daraufhin schrie sie: Wir gehören doch verhaftet und verboten und man sollte solchen Abschaum wie ihn gleich vor die Wand stellen und nicht noch helfen.
Er meinte, es hat ihn unheimlich geschockt und er war einfach nur sprachlos, über so viel Hass in ihrer Stimme.
Auch uns schockte es sehr. Wir ließen es uns noch einmal erzähl, weil wir es nicht glauben wollten.
Doch eines haben wir gelernt, diese Menschen lügen nicht, wenn es um solche Dinge geht. Man merkte auch, dass er immer noch sehr aufgeregt deswegen war.
Wir hoffen sehr, dass dies ein Einzelfall bleibt, doch wir wissen auch, durch unsere Heiligabend Tour, dass es leider immer wieder Menschen gibt, die respektlos mit Ihresgleichen umgehen.
Ich sage deswegen Ihresgleichen, weil egal ob Obdachlose oder wir, ob hinter dem Vorhang der Gesellschaft oder vor dem Vorhang der Gesellschaft – ein Mensch bleibt ein Mensch
– egal welche Hautfarbe, – egal welche Nationalität,
– egal was für eine Arbeit er ausführt,
– egal ob arm oder reich,
– egal ob er erfolgreich, arbeitslos oder ein Obdachloser ist.
WIR ALLE SIND MENSCHEN.
Leider gibt es überall gut oder schlecht, unabhängig von den oben aufgezählten.
Solche Erlebnisse, machen einen traurig und wütend.
Wie gehen wir damit um?
Wir halten an unseren Werte fest, jedoch zu sagen, es geht spurlos an uns vorbei, wäre gelogen.
Wir schämen uns für solche Menschen, die Ihresgleichen abwerten und verurteilen für etwas, wo sie gar keine Hintergründe kennen. Die Existenzen anzweifeln und Gutes verhöhnen – nur weil es nicht in ihre heile Welt passt.
Doch am Ende, wissen wir, dass wir das Richtige tun und helfen im Hier und Jetzt, wo Hilfe dringend benötigt wird.
WIR SCHAUEN HIN UND NICHT WEG
Wir glauben an das Gute im Menschen, auch wenn wir oft dem Gegenteil begegnen.
Das Gute siegt – da glauben wir fest daran, eine andere Option gibt es für uns nicht.
8 Stunden waren wir heute Nacht unterwegs, in denen unser Weg, auf vielen verschiedenen Arten, die Richtung wechselte und doch gehen wir mit einem sehr guten Gewissen schlafen – denn wir haben geholfen.
Egal ob mit kleinen Aufmerksamkeiten, mit Gesprächen oder nur damit, dass wir da waren.
Dieses Gefühl erwärmt uns und gibt uns die Kraft, auch die nicht so schönen Erlebnisse, zu verarbeiten.
Nun möchten wir euch etwas auf den Weg geben – Wir alle sind Menschen.
SCHAUT HIN UND NICHT WEG
Wir wünschen Euch einen wunderschönen Sonntag und sagen gute Nacht