Romantisch?

Irgendwie erscheint dieses Bild schon ein bisschen romantisch!

Da sitzt man am Lagerfeuer, hält Marshmallows über das Feuer und erzählt sich bei einem Bierchen Geschichten von damals, lacht über Witze und genießt die Ruhe der Nacht.

So könnte es sein und so wäre es sicherlich auch mit einem gewissen Reiz verbunden, genau das einfach mal zu machen.

Wäre da nicht dieser fade Beigeschmack, dass die Person, die dort am Lagerfeuer sitzt, gar nicht über seine Geschichten nachdenken möchte, das eine Bierchen eigentlich schon wieder eines von vielen, zu viel war, von Marshmallows nur träumen könnte und all das gar nicht witzig findet, weil er eben dort gar nicht soweit von der Stelle, die einem den Atem raubt, weil der Qualm kaum auszuhalten ist, sein Lager aufgeschlagen hat und ständig damit rechnen muss, dass wie bereits vor ein paar Wochen schon einmal, irgendwelche Menschen vorbei gekommen sind und ihn von dieser Stelle vertrieben, all das was er besaß ansteckten und sich einen Spaß daraus machen – einem Menschen, der eh schon nichts mehr hat, auch noch den Rest zu nehmen.

Der Rest, der dieser Person geblieben ist, könnte der Mut sein, sich dort wo ihn eigentlich niemand findet, hinzulegen, um jede einzelne Nacht zu überstehen, vielleicht ja auch zu überleben.

Der Rest könnte auch der Stolz sein, den er versucht zusammenzuhalten, um nicht auch noch den letzten Rest davon zu verlieren, um dann vielleicht irgendwann aufzugeben.

Der Rest könnte seine kaputte Welt sein, die bereits in Scherben vor ihm liegt und um die sich niemand auch nur ein bisschen scherrt, weil was ist er schon – er ist einer von vielen obdachlosen, die dort draußen irgendwo hocken und von einer besseren Welt träumen.

Für uns ist er mehr, wenn wir zu ihm gehen und er uns begrüßt, wenn er für den Augenblick sein Lachen wiederfindet, wenn er nicht auf den achtet, dem er erlaubt, in seinem Lager zu schlafen, der aber vollkommen auf Entzug steht und unberechenbar dadurch ist.

Jemanden, dem es noch schlechter geht, als ihm und der Hilfe von einem Menschen bekommt, dessen Leben eh schon am Boden liegt und der so viel Herz hat und sagt – es gibt immer welche, denen geht es noch schlechter.

Für uns ist er ein Menschen, jemand wie du und ich auch, durch den Blut fließt und der aus Fleisch und Knochen besteht, der ein Herz hat und der vielleicht schon mehr in seinem Leben erlebt, wie viele von uns es sich vielleicht gar nicht vorstellen können – er ist der, der wenn wir ihm einen Kartoffelbrei bringen, für einen Moment die Welt still stehen lässt und sich vorstellt, bei Mutter in der Küche zu sitzen und ihr aus dem Kochtopf heraus, den Brei zu mopsen, weil er eben genauso schmeckt, wie damals – als noch alles anders war.

Für uns ist er ein Mensch, der im Gegensatz zu uns allen ein Quäntchen mehr Pech hatte und nun dort sitzt und sich über einen Ort freut, der ihn an so vieles erinnert, der ihn aber jede Minute wieder aus diesem Traum herausreizt und sehen lässt, was eigentlich aus ihm geworden ist.

Zusammen mit Susanne, bin ich heute in Hagen unterwegs gewesen, nicht um all die dort lebenden obdachlosen Menschen zu versorgen oder ihnen Wünsche zu erfüllen, die irgendwann wieder zurück in die Unterkunft gehen, auch nicht denen zu helfen, die vielleicht wohnungslos sind – auch fahren wir nicht raus, um einer großen Menge an Menschen zu begegnen, sondern um genau diesen Menschen helfen zu dürfen, die für den Augenblick vergessen wurden, denen zu helfen, die in der Nacht übrig geblieben sind, die kein Dach über dem Kopf haben und die wir in den Momenten, in denen wir sie entdecken oder wir sie an ihren oftmals sehr versteckten Schlafplätzen besuchen, einfach unsere Zeit zu schenken und uns mit ihnen zu unterhalten, schauen ob sie noch atmen und wenn alles glatt läuft, ihnen auch mit einem ganz normalen Kartoffelbrei, einem Schlafsack und etwas süßen für den Augenblick, die Welt etwas bunter machen zu dürfen.

Wenn du wissen möchtest, wie wir arbeiten und warum wir eben komplett anders arbeiten, wie viele andere, dann schreib uns an, komm zu unseren Kennenlerntagen und informiere die über uns, stell uns Fragen und bekomme Antworten, wie viele schon vor dir, die heute ein Teil von UNSICHTBAR e.V. sind und aus tiefsten Herzen heraus unsere Philosophie zu helfen, auch leben.

Eine Philosophie, die von Einrichtungen, Städten und Organisation als wertvoll angesehen wird, von Unternehmen und Privatpersonen unterstützt wird – eine Philosophie die mit Herz und Verstand, die Menschen erreicht, denen wir mit unserer Obdachlosenhilfe begegnen.

Wir freuen uns auf dich!