Schau hin – und nicht weg
Schau hin – und nicht weg
Eine Ansage dessen Bedeutung heute Olaf und Sabine Wiegand-Steffan wieder einmal deutlich vor Augen geführt wurde…hier ein paar Worte von Olaf zur gestrigen Tour.
Gestern Abend machte ich mich im Dauerregen, vermischt mit vereinzelten Schneeflocken, auf den Weg zu Sabine nach Wuppertal.
Wir begannen wie gewohnt unsere Tour quer durch Wuppertal und konnten wieder an vielen Stellen für ein Lächeln in den Gesichtern vieler Bewohner der Straße sorgen.
Auch nahmen wir uns gestern ab jeder Stelle extrem viel Zeit, um intensive Gespräche in den kalten Stuben der Menschen dort draußen zu führen.
Es ist ein so tolles Gefühl jedes Mal wieder zu spüren, wie dankbar diese Menschen sind, dass jemand am Abend und in den Nächten zu ihnen rauskommt und sich dann auch noch die Zeit nimmt tiefgründige Gespräche zu führen.
Uns wurde wieder einmal mehrfach bestätigt das wir dahin gehend einmalig sind und man uns dies sehr hoch anrechnet und auch sehr dankbar dafür ist.
An einem weiteren Platz fiel mir dann zu meinem Entsetzen ein, das ich eine versprochene, mega große Isomatte vergessen hatte ins Auto zu packen – ein Fehler, den ich so nicht akzeptieren wollte. Auch wenn die betroffene
Person meinte, dies wäre nicht so schlimm, haben wir uns im Team kurz besprochen und beschlossen, später in der Nacht noch einmal vorbeizuschauen und die Matte noch zu überreichen.
Dann trafen wir in einem Wohnzimmer jemanden an, der etwas verzweifelt und niedergeschlagen war.
Er erzählte uns, dass er vorgestern mit seinem guten Kumpel und Mitbewohner in der Stadt unterwegs gewesen sei…dieser sich ganz plötzlich nicht gut fühlte, zusammengebrochen ist und nicht mehr ansprechbar war.
Da aber der Handyakku leer war konnte kein Notarzt gerufen werden und verzweifelt bat man mehrere Passanten um Hilfe mit der Bitte einen Krankenwagen zu rufen. Vier Leute interessierte dies überhaupt nicht und beschimpfen beide sogar mit den Worten: ach, wieder mal zu viel gesoffen?
Etwas unmenschlicheres kann man sich gar nicht vorstellen…da liegt ein Mensch sichtlich zusammengebrochen auf den Boden und es wird Hilfe verweigert.
Erst der fünfte Passant konnte überredet werden den RTW zu rufen.
Wir wünschen dem Betroffenen gute Besserung.
Sabine und ich redeten noch eine lange Zeit mit dem Bewohner, der nun ganz allein statt wie sonst zu zweit oder dritt das Zuhause bewachte und versuchten ihn etwas zu beruhigen und Mut zu zusprechen. Dafür war er auch sehr dankbar.
Hier noch einmal unsere dringende Bitte:
Schaut in solchen Situationen nicht weg, sondern bietet eure Hilfe an! Man weiß nie, warum da gerade jemand auf der Straße liegt und wie ernst die Lage für den- oder diejenige ist
Im Zweifel bitte immer die 112 wählen…sonst könnte es auch Ärger wegen einer möglichen unterlassenen Hilfeleistung geben.
Die Fahrt ging nach dem Gespräch mit offenen Augen weiter, jedoch trafen wir keine weiteren Bedürftigen an.
Weiter ging es dann noch nach Hagen. Auch hier durchfuhren wir alle Straßen mit dem Blick in Eingänge, Nischen und mögliche Verstecke…trafen aber nur wenige Leute an
Aber auch diese freuten sich über Kleinigkeiten wie heißen Kaffee oder Suppenterrinen.
Auf dem Rückweg nach Wuppertal hielten wir noch kurz bei mir daheim an und luden die versprochene große Isomatte noch ins Auto. Zurück in Wuppertal überreichen wir diese und die Freude darüber, dass wir in der Nacht noch einmal vorbeigeschaut haben, war riesig.
Nachdem ich Sabine zuhause abgesetzt hatte, war dann um 2 Uhr in der Früh auch für mich eine lange und nachdenkliche Tour beendet.