Stadt rauf, Stadt runter

Stadt rauf, Stadt runter
Gestern Abend fuhren Susanne und ich die Hagentour, zuerst holte ich den Vereinswagen und dann Susanne ab. Wir legten unsere Ziele fest und los gings.
Doch gestern trafen wir vorerst niemanden an, sämtliche Schlafplätze waren entweder nicht belegt oder gar weggeräumt. Doch dann zum Schluss als wir schon so gut wie alles abgefahren hatten, kamen wir zum Hbf. Und hier tummelten sie sich alle.
„Da seid ihr ja, ich habe schon auf euch gewartet. Wie geht es euch?“ wurden wir schon freudig erwartet. Und auch weitere uns bekannte, die uns von weitem entdeckten, kamen hinzu.
Ganz aufmerksam hatte man im Übrigen auch verfolgt, dass wir den Ehrenamtspreis NRW gewonnen hatten und gratulierte uns: „Herzlichen Glückwunsch zum Ehrenamtspreis, den habt ihr sowas von verdient.“
Es gab viel zu tun. Und während Susanne die ersten „Bestellungen“ für Speis und Trank entgegen nahm und abarbeitete, kam ich schon mit den ersten weiter ins Gespräch und lernte noch ein neues Gesicht kennen. Susanne und der Herr kannten sich bereits.
Wir sprachen über die bisherige Woche, einige Problemsituationen im Alltag des ein oder anderen.
Der eine erzählte von sich und seinem Freund, dem es allmählich wieder besser ginge und ließ uns schön grüßen. Eine andere wurde auch endlich und wirklich dringend behandelt und kann bald hoffentlich wieder laufen und eine lange Krankheitsphase beenden. Wir freuten uns gemeinsam über diese tollen Fortschritte und wünschten in beiden Fällen gute Besserung.
Als alle versorgt waren, kamen wir noch länger mit jemanden ins Gespräch. Der junge Mann hat schon hier und da, in Klein- und Großstädten gelebt, selbst in der Pflege gearbeitet und wünscht sich, irgendwann wieder zurückzufinden, in seinem Job. Wenn er davon erzählt, ob aus vergangenen Tagen oder aktuell, wie er seinen Kumpel pflegt und versorgt, dann spürt man sein Herzblut. Außerdem hört man aus seinen Erzählungen soviel Wissen. Und es sei ihm und auch zukünftigen Patient:innen nur zu wünschen, dass es wieder im Job klappt & so jemanden wie ihn abzubekommen.
Ebenso erzählte er, dass er sich vorstellen könne, wenn er von der Straße weg ist und sein Leben wieder voll im Griff hat, sich ebenfalls im Ehrenamt zu engagieren. Das hätte doch was!
Ich finde es toll, wie offen und ehrlich uns die meisten gegenüber sind, dass sie von ihrer Sucht erzählen und oder auch mit sonstigen Problematik nicht hinterm Berg halten, aber eben auch genauso von ihren Wünschen und Träumen erzählen. Wir träumen dann hier und da schon mal mit. Das schafft eine ganz besondere Verbindung, wie ich finde.
Auch wir legen Herzblut in diese Arbeit, wir fahren gerne in die Nacht hinaus und schauen nach unseren Schäfchen.
Das bemerkte auch eine Passantin. Sie blieb stehen und hatte sich den Vereinswagen genauer angesehen. Dann sprach sie mich an und fragte, ob wir uns allein von Spenden finanzieren und wir alle ehrenamtlich dabei sind. Ich bejahte ihre Frage und bedankte mich für ihr Interesse, als sie mit einen 10,- Schein mit den Worten: „Sie leisten eine unfassbar tolle Arbeit.“ in die Hand drückte. Ich bedankte mich herzlich für ihre Spende.
Ich hoffe, ihr hattet einen sonnigen Tag und genießt den Abend,
Tanja