Unfassbar

Kurze Info vorweg:
Der folgende Bericht ist nichts für schwache Nerven, selbst uns hat er tief getroffen.

Heute habe ich einen Anruf bekommen, sowie wir immer wieder Anrufe bekommen, von Menschen, die auf der Straße leben und uns ihre Geschichte erzählen möchten, weil es sonst niemanden interessiert.

Heute erreichte mich ein Anruf von einer Frau, die in der Umgebung des Ennepe-Ruhr-Kreises in einem Holzverschlag lebt.

Im Winter zu kalt und im Sommer zu warm, ständig Besuch von Ungeziefer und Mücken, so sagt sie, die sich in ihren Schleimheuten festsetzen.

Sie führte vor Jahren noch ein Leben, welches in den oberen Schichten, der Gesellschaft stattfand – als Ärztin schrieb sie Bücher und unterrichtete, dann kam die Trennung, nicht weil die Liebe zerbrach, sondern weil ein Zusammenleben einfach nicht mehr möglich war. (Genaueres habe ich versprochen, nicht zu schreiben)

Sie, hat ein Asperger-Syndrom, was das Ganze nicht unbedingt einfacher macht.

In ihrer Umgebung, die sie kannte und die für sie ausgewogen war, fühlte sie sich wohl – jetzt auf der Straße zu leben, ist für sie die Hölle.

Nichts ist mehr so wie früher, geregelte Abläufe auf der Straße gibt es nicht, eine sichere Umgebung, auch nicht.

Als sie damals ihren Mann verließ, nahm er ihr alles und sie, auch wenn sie es niemals gedacht hätte, dachte das soziale System in Deutschland würde sie auffangen – tat es aber nicht.

Ihr Traum – als Landärztin arbeiten zu dürfen – geht aber nicht, weil ihr Steine in den Weg geschmissen wurden und sie – sie fühlt sich, sowie sie sagt nicht vom Staat unterstützt, sondern eher zum Tode verurteilt.

Damals als sie zum Amt ging, sagte man ihr, dass Menschen mit Goldkronen keine Hilfe vom Staat bräuchten, sie solle das Gold zu Geld machen und davon leben.

In ihrer schlimmen Situation, in der sie sich befand, mittlerweile schon auf der Straße lebend – tat sie etwas, was mich bei unserem Gespräch vorhin, wirklich zu Sprachschwierigkeiten führte.

Wie kamen wir auf die Geschichte mit den Kronen?

Ich hatte ihr angeboten, ihr zur Überbrückung einen Gutschein zukommen zu lassen, ihr frische Unterwäsche und Oberbekleidung zu bringen, worauf sie sagte – wenn wir uns treffen, dann erschrecken sie sich aber nicht – sie habe sich die Zähne rausgehauen.

Die Zähne rausgehauen? Warum bitte tut das ein Mensch….

Nachdem ihr damals das Amt sagte, die sollte von dem Gold aus ihrem Mund leben, war sie so naiv und ängstlich und habe den Menschen das geglaubt, wäre losgegangen und habe sich „Werkzeug“ besorgt und habe angefangen, sich ihr Zähne selber zu ziehen.

Mit dem Gold sei sie zu einem Juwelier gegangen ´, der ihr ganze 50,00 Euro für alles geboten hatte und dafür, sagte sie – dafür das ich heute und auch schon damals keine Krankenversicherung mehr hatte bzw. hatte und mir auch niemand eine geben will – hat sich ein Zahnarzt, dazu überreden lassen, ihr irgendein Zement in den Mund zu tun, wo sich aber mit den Jahren das Zahnfleisch entzündet hätte und ihr kompletter Kiefer nun schief wäre und sie entsetzliche Schmerzen hätte.

Ein Wahnsinn und so hätte sie Angst, dass wir, die ihr helfen wollen, sie wie in einem Horrorfilm sehen würden, genauso wie viele andere Menschen es auch täten und sich von ihr distanzieren würden.

Uns ist es egal, wie Menschen aussehen, wir wollen nur helfen, sagte ich – welches sie ein bisschen beruhigte.

Mein Gott – nach dem Gespräch brauchte ich erstmal einen Kaffee, vier Zigaretten und jetzt wo ich es aufschreibe, lese ich mir diese Stelle zum zehnten Mal durch und bin immer noch schockiert.

Sie war bei vielen, die Hilfe anbieten würden, aber viele schmissen sie raus, titulierten sie Asozial und den Dreck der Gesellschaft.

Hilfe? Was ist Hilfe sagt sie – sie würde von niemanden mehr Hilfe erwarten, außer vielleicht von irgendwem der ihr irgendwann ein paar Bretter schenken würde, die sie unter die Erde bringen.

Unsere Nummer habe sie von jemanden bekommen und hätte nicht damit gerechnet, dass jemand am Sonntag ans Telefon geht und sie hätte auch nicht damit gerechnet, dass man ihr einfach mal zuhört und versucht etwas zu unternehmen.

Wir versuchen was zu unternehmen und damit fangen wir heute an.

Wir schreiben über Sie, damit war sie einverstanden und wir werden uns die Geschichte noch genauer anschauen, so dass sie auch vielleicht wieder krankenversichert sein wird und ein Stück zurückkommt, in das soziale System.

Ihren Traum als Landärztin zu arbeiten, werden wir ihr nicht ermöglichen können aber was wir machen können, ist zu versuchen ihr das karge Leben, welches sie führt, ein bisschen farbenfroher zu machen.

Ich habe ca. eine Stunde mit der Dame telefoniert und wir haben noch viel mehr Informationen über sie, als die – die wir hier geschrieben haben aber alles andere, darum hat sie uns gebeten, möchte sie erst einmal nicht, dass es die Öffentlichkeit erfährt.

Was wir eigentlich nicht machen aber in diesem Fall schon.

Sollte die Presse oder die Medien sich für die Geschichte der Frau interessieren – sie würde darüber sprechen wollen, auch einfach um aufzuzeigen, wie schlimm all das ist. Wie schlimm es ist von der Gesellschaft vergessen zu werden, dann bitte mit uns Kontakt aufnehmen.

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Wir bekamen in den letzten Tagen zahlreiche Anfragen, dass viele Menschen etwas für die Dame spenden möchten.

Diese Möglichkeit möchten wir euch natürlich geben und wir werden euch darüber berichten, wie eure Spende, dieser Dame helfen konnte.

Wer also etwas geben möchte, damit wir im hier und im jetzt und auch in Zukunft dieser Dame helfen können – nimmt bitte die folgende Kontodaten, für eine Spende.

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UNSICHTBAR e.V.
IBAN: DE97 4545 0050 0000 0218 32
BIC / SWIFT: WELADED1GEV Sparkasse Gevelsberg

Verwendungszweck: „Unfassbar“

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