So jetzt erstmal eine Pause

So jetzt erstmal eine Pause – einen Kaffee trinken, bevor es weiter geht, auch wenn mein Magen eigentlich gar nicht so sehr auf Kaffee steht, hin und wieder muss das mal sein.

Der Tag heute ist von Terminen so bestückt gewesen, dass eine Pause wie jetzt, schon fast Luxus ist und diesen Moment nutze ich gerne, um dann mal hier was zu schreiben.

Und zwar sind das Gedanken, die sich in meinem Kopf, während des ganzen Tages breit gemacht haben.

Gedanken über das was so passiert – in Zukunft -,
wie sich bestimmte Dinge entwickeln – vielleicht –
und was mich heute umgehauen hat – tatsächlich –

Wenn ich so zurück Blicke auf die vergangenen Jahre mit Corona, in denen wir noch immer stecken und in denen wir wohl auch noch die nächsten Jahre stecken werden oder das Hochwasser und jetzt diese prekäre Situation, die gerade fast vor unserer Haustüre passiert – dann ist mein Kopfkino in dieser Form kaum noch zu stoppen.

„Egal was passiert, in extremen Situationen heißt es zusammen zu halten, da ist jeder der als Einzelkämpfer durch die Gegend rennt, vollkommen falsch am Platz, denn allein ist man schwach und nur gemeinsam ist man stark.“

Es ist überwältigend, wenn man sieht, wie die Menschen zusammenhalten, wie sie gemeinsam anpacken, wie sie helfen und was sie tun, um eben irgendwas zu tun, als gar nichts zu tun.

Genauso wie wir es von UNSICHTBAR e.V. machen oder eben versuchen, irgendwas zu machen und wenn es dann noch ein Aufgabenfeld mehr sein wird, wir haben versprochen denen zu helfen, die Hilfe brauchen und dazu stehen wir auch und werden dieses Versprechen einhalten.

Meine Gedanken sind heute während der Fahrten von einem Termin zum anderen überall und nirgends gewesen – sie begleiten mich, unter anderem auch das meine Mutter übermorgen erneut mit ihren 81 Jahren einer für ihr Alter, lebensgefährlichen Operation unterzogen wird und viele andere Gedanken, die einem eben durch den Kopf schwirren und zum Abend hin wurden diese Gedanken dann nochmal so richtig aufgewühlt und vollkommen durchwühlt.

Deshalb sind Pausen im Augenblick dann doch nicht wie Luxus, sondern eher störend, denn Pause bedeutet noch mehr nachdenken und zuviel nachdenken ist dann auch nicht immer gut.

Wenn ich so zurück Blicke auf die vergangenen Jahre….

Dann habe ich nicht nur Kopfkino, dann stelle ich immer wieder fest, egal was passiert, letztendlich trifft es am härtesten die, die eh schon wenig haben.

Preise explodieren und da wo das Geld bereits jetzt schon sehr knapp war, da wird es schon bald noch weniger geben und die, die jetzt bereits jeden Cent, dreimal umdrehen müssen, müssen ihn dann acht, neun oder zehnmal umdrehen.

Und was passiert, wenn nichts mehr da ist, dann können noch weniger Menschen ihre Rechnungen bezahlen, vielleicht ihre Miete nicht mehr bezahlen und wenn die Miete zusammenbricht, dann bricht auch der Rest des Lebens weg, denn dann bleibt einem oftmals nur noch die Straße.

Eine Situation, die ich persönlich seid Beginn von Corona schon lange im Kopf habe und über die ich mir schon seit langem Gedanken machen, wenn ich dann so betrachte, was wir in unserem Bereich, in dem wir helfen – jeden Tag erleben.

Angefangen hat es damals, dass die sozialen Kontakte extrem eingeschränkt wurden, Selbsthilfegruppen konnten nicht mehr besucht werden, Menschen – die bis dahin schon einsam waren, für die war die Situation besonders hart und wie man weiß berichten Medien nicht über Selbstmorde, hätten oder würden sie es tun, gäbe es in den vergangenen Jahren sehr wahrscheinlich unmengen dieser Art zu berichten.

Familien, in denen häusliche Gewalt an der Tagesordnung waren oder auch noch ist, konnten nicht mal eben so weggehen, da wurde die Wohnung dann zum Gefängnis.

Irgendwann fing es an zu regnen, hier wurden weitere Existenzen zerstört, Familien verloren alles und noch mehr Leid entstand und nun bei den steigenden Preisen, passiert es wieder – alles verändert sich, vieles ist kaum noch zu bezahlen oder wird nicht mehr bezahlbar sein und wenn man dann mal eine warme Wohnung haben möchte, dann merkt man plötzlich wie das Loch in der Hose immer und immer größer wird.

Es trifft natürlich nicht nur den kleinen Mann, es trifft auch alle anderen, aber wem tut es besonders weh?

Den Menschen die jetzt schon kaum was haben.

Ändern kann man das nicht oder anders – ändern können wir das nicht – es ist eben so und

„Egal was passiert, in extremen Situationen heißt es zusammen zu halten, da ist jeder der als Einzelkämpfer durch die Gegend rennt, vollkommen falsch am Platz, denn allein ist man schwach und nur gemeinsam ist man stark.“

Und genau das sollten wir uns alle mal auf die Stirn schreiben, denn allein schaffen wir nichts – wir schaffen vieles zusammen und wenn man sich mal umschaut, sieht man es doch wieder – wenn alle anpacken, dann geht so sehr viel mehr und genau das ist auch so sehr wichtig.

Heute Nachmittag war ich in einer kleinen Siedlung, um einer Familie, die auf der Flucht ist/war und alles hinter sich lassen musste, was ihr lieb und heilig war, einen Gutschein zu überreichen, damit sie sich davon etwas kaufen kann, was für sie gerade wichtig ist.

Ich habe schon viele Dankeschön gehört, viele traurige, herzliche und wirklich tiefgründige Dankeschön gehört – doch das Dankeschön von heute Nachmittag kann ich ehrlich gesagt nicht beschreiben und es lässt mich auch gerade nicht los, wenn man den Hintergrund betrachtet, was diese Familie alles hinter sich lassen musste, ohne die Gewissheit zu haben, es vielleicht irgendwann einmal wiederzusehen.

Diese kleine Siedlung ist füreinander da, sie helfen sich untereinander, jeder hilft dem anderen. Die eine Familie verteilt Lebensmittel, andere helfen mit dem was sie am besten können und alle sind füreinander da, wenn es darum geht, sich gegenseitig zu helfen.

„Egal was passiert, in extremen Situationen heißt es zusammen zu halten, da ist jeder der als Einzelkämpfer durch die Gegend rennt, vollkommen falsch am Platz, denn allein ist man schwach und nur gemeinsam ist man stark.“

Und wie schön wäre es, wenn wir genau das, alle zusammen, dieser Siedlung nachmachen würden und wir uns alle zusammen unterstützen würden, wenn wir genauer hinschauen würden und wenn wir feststellen, dass da jemand Hilfe braucht, nicht wegschauen – sondern hinschauen und versuchen Hilfe zu leisten.

Selbst wenn sich die Lage irgendwann wieder verbessert, für die Menschen, die es jetzt am härtesten getroffen hat oder die es auch noch hart treffen wird, weil sie auf der Straße landen und es werden viele Menschen auf der Straße landen, die unsere Hilfe brauchen und da rede ich nicht nur von der Hilfe unsere Vereins, sondern von der Hilfe von Euch allen – selbst wenn sich die Lage irgendwann verbessert – wir müssen versuchen gemeinsam füreinander da zu sein, denn nur dann haben wir alle die Möglichkeit weiter zu gehen, weiter zu denken, weiter zu kommen.

Wenn jeder Mensch einem anderen hilft, mit dem was er am besten kann, dann haben wir eine große Siedlung aus vielen Menschen, die zusammenhalten, die auf andere achten.

Wir von UNSICHTBAR e.V. leben dieses Gefühl bereits und wir werden es noch sehr lange leben, wir gehen weiterhin auf die Straße und helfen denen die dort leben, auch dann, wenn es immer mehr werden und wir helfen denen die jeden Cent zehnmal umdrehen müssen und wir werden Euch weiterhin darüber berichten und meine Texte werden auch nicht kürzer werden, um jeden Menschen von Euch darum zu bitten.

Nächstenliebe neu zu entdecken, zu spüren und so wie wir es tun – zu leben…

„Egal was passiert, in extremen Situationen heißt es zusammen zu halten, da ist jeder der als Einzelkämpfer durch die Gegend rennt, vollkommen falsch am Platz, denn allein ist man schwach und nur gemeinsam ist man stark.“

Danke Regine Sonnleitner für den Tipp des Liedes, von Der Biker ,dass passt sehr gut dazu.

https://www.youtube.com/watch?v=3q6__OU5u-A