Wir haben viele alte Bekannte getroffen
Gestern sind Andreas und ich nach Bochum aufgebrochen. Es war das erste Mal, dass Andreas als Fahrer unterwegs war, und ich habe mich super aufgehoben gefühlt in unserem Team.
Wir haben viele alte Bekannte getroffen und uns gefreut, neben aller praktischer Hilfe auch wieder entspannte Gespräche mit unseren Schützlingen führen zu können. Denn das ist ein gutes Zeichen.
Oft erleben wir nämlich auch, dass Menschen niedergeschlagen sind und sogar weinen. Wenn wir wie gestern über alles Mögliche ganz entspannt reden können, merken wir, dass es den Menschen gut geht.
Das heißt nicht dass sie nicht trotzdem Wünsche haben oder ihnen nicht doch Dinge fehlen. Natürlich wissen wir das und helfen aus unserem vollgepackten Auto heraus mit allem was es so gibt: was zu essen, Hygieneartikel, Getränke, TOMs oder Schlafsäcke und vieles mehr.
Trotzdem merkt man in den Gesprächen, ob jemand mit seinem Schicksal gerade hadert oder ob er trotz aller Entbehrungen mit dem Moment im Reinen ist.
Und gestern war so eine entspannte Atmosphäre. Jeder hatte es sich an seinem Schlafplatz gemütlich gemacht.
Der Eine hörte Radio, der Andere freute sich über die vielen Flaschen, die er sammeln konnte und erholte sich von seinem Tagwerk. Und eine Dame plante begeistert die ganzen Touren, die sie diesen Sommer mit dem 9€-Ticket machen möchte. Meer und Berge – alles ist auf einmal möglich.
Gestern Abend fühlte ich mich nicht wie ein Streetworker, der Menschen draußen aufsucht. Ich fühlte mich wie ein Besucher, der durchs Fenster die Menschen in ihren Wohnzimmern sehen durfte; ihre abendliche Routine, ihre ganz eigenen Angewohnheiten und ihre ganz persönliche Gemütlichkeit. Trotz aller Umstände wirklich: Gemütlichkeit. Die kann auch zufrieden eingemummelt in einem Ladeneingang etstehen.
Ich habe gelernt, dass all das, was uns an Steinen in den Weg gelegt wird, nicht bedeuten muss, dass wir nicht auch Glück und Zufriedenheit finden. Und wenn uns dann noch jemand eine heiße Terrine reicht und uns eine warme Decke gibt oder Batterien für unser Radio, war der Tag vielleicht eigentlich sogar richtig gut.