Mist, verdammt, ich bin zu früh
Mist, verdammt, ich bin zu früh – und das ausgerechnet heute. Und die Flyer habe ich auch noch vergessen.
Mein Tag endete heute Morgen – Moment mal, ich muss kurz überlegen – um 5:00 Uhr. Und fing dann um 10:00 Uhr wieder an. Um 14:30 Uhr wurde ich vom WDR interviewt, die Sendung wird heute Abend im Bergischen ausgestrahlt. Danach ging es weiter zu einer bedürftigen Person, die eigentlich von einem anderen Verein betreut wird. Aber da wir keine Unterschiede machen, haben wir dort auch gerne geholfen.
Danach habe ich kurz ein Vereinsmitglied getroffen und mir an der Tankstelle ein Würstchen gegönnt. Das nennt man wohl gesunde Ernährung. Kurz darauf hat mich an der Ampel jemand angehupt – vermutlich ein Mensch, der es besonders eilig hatte, nach Hause zu kommen. Und ja, ich bin eigentlich ein ruhiger Mensch, sehr, sehr ruhig. Aber bei sowas platzt mir der Kragen. Vor allem, wenn ich immer noch darüber nachdenke, warum die bedürftige Person mich wiederholt gefragt hat, ob wir weitermachen – mit was auch immer. Was meinte sie? Was wurde ihr zugetragen?
Tief Luft holen. Einatmen, ausatmen. Ruhig, Brauner. Du bist da, um zu helfen, nicht um dich aufzuregen. Also nochmal: tief einatmen, langsam ausatmen.
Und jetzt? Jetzt bin ich zu früh bei der Veranstaltung, zu der ich heute eingeladen wurde, um UNSICHTBAR vorzustellen.
Ehrlich? Ich bin vollkommen im Eimer. Müde, kaputt, und ich versuche mir einzureden, dass die Welt schön ist, dass die Menschen alle toll sind, dass es keinen Krieg und keinen Hass gibt. Aber das gelingt mir gerade nicht.
Ich halte jetzt durch, nehme die Veranstaltung mit, fahre danach irgendwann nach Hause, lege mich vielleicht ein, zwei Stunden hin und werde morgen früh um eins wieder auf die Straße fahren. Um den Menschen zu helfen, die draußen frieren.
Schlaf, Kindlein, schlaf – wenn auch nur, bis vielleicht vorher noch eine Meldung kommt, zu der ich fahre, um zu helfen.
Ach ja – so nebenher….
Uns gibt es noch und uns wird es noch ganz lange geben!