Dunkelheit

Unsere heutige Tour aus der Sicht von Regine – mitgefahren ist Jens und Holger
Dunkelheit umschloss uns, als unsere Tour begann. Leichter Nieselregen, Windböen und nasse Kälte waren unser Begleiter.
Es ist eine Jahreszeit, die wir alle nicht so gern haben.
Wir fühlen uns nicht wohl, werden sentimental, werden träge und anfällig. Die Witterung zieht unser Gemüt zum Boden.
Es ist ein Vorgang, der sich jedes Jahr wiederholt. Unseren Körpern fehlt die Wärme, genauso wie unseren Seelen. So geht es uns, die eigentlich alles haben um diese dunkle Jahreszeit zu überbrücken.
Wie geht es da wohl erst den Menschen, die auf der Straße ihr zu Hause haben?
Wie oft erwischt sich der eine oder andere dabei, wie er abends im warmen Zimmer sitzt und sich ein Glas Glühwein oder einen Tee mit Rum trinkt.
Was passiert mit uns wenn wir Alkohol trinken?
Wir denken über unser Leben nach. Wir werden tiefgründig und manchmal auch wütend.
Gerade jetzt, ist bei den Menschen auf der Straße, eine große Verzweiflung zu spüren. Es ist nichts Schönes mehr daran sich in Nieselregen und Kälte im Freien aufzuhalten. Sie werden nicht mehr trocken und die Kälte dringt in sie ein.
Wir möchten Ihnen gerne helfen, es ihnen etwas erleichtern, doch auch uns sind Grenzen gesetzt.
Alkohol und Drogen sind auf der Straße sehr weit verbreitet und wir alle wissen, das es da eine Dunkelheit gibt, die noch kälter sein kann als diese Jahreszeit. Beides zusammen ist eine sehr schwierige Situation.
Wir sehen in diese Dunkelheit und egal wohin wir heute Nacht schauten, überall war diese Verzweiflung zu spüren. Die Angst vor dem Winter, die Machtlosigkeit gegenüber der Situation und auch Hilflosigkeit verstärkt in Verbindung mit Alkohol- mehr muss ich Euch wohl nicht sagen.
Mir sagt man immer, lass es nicht zu nah an dich heran. Was? Die Hoffnungslosigkeit, die diese Menschen in sich tragen? Ganz ehrlich-dann müssten wir gefühlslos und ohne Herz sein.
Wir sind keine Götter und können es ihnen nur etwas angenehmer machen. Doch allem voran geht, dass sie es auch von uns annehmen, auch wenn es nicht viel ist und auch uns nicht alle Möglichkeiten gegeben sind.
Wie oft greifen wir zum Alkohol um schwierige und traurige Situationen zu meistern, obwohl wir wissen, dass dies uns noch verzweifelter macht.
Im Augenblick ist so eine Tour mit vielen Emotionen verbunden und auch wir fühlen uns oft hilflos, in manch so einer Situation.
Unsere heutige Tour ging von 20:00 Uhr bis 3:00 Uhr, gerne wären wir noch länger geblieben und hätten noch einige besucht, doch auch hier mussten wir eine Entscheidung treffen und uns diesmal zurückziehen, denn auch unsere Körper haben eine Belastungsgrenze. Egal in welcher Sparte man hilft, es lässt immer etwas in uns zurück.
Wir helfen weil uns diese Menschen wichtig sind, denn sie haben genauso Gefühle wie wir.
Denk mal darüber nach. Sie unterscheiden sich gar nicht so sehr von uns. —Doch, in einer Beziehung schon. Denn sie liegen in der Kälte, während wir zu Hause im warmen Wohnzimmer sitzen.