Gute Nachrichten und Hoffnung
Karin schreibt…
Heute hole ich zur Straßentour Sabrina ab. Wir erhalten von Holger 2 Meldungen, denen wir als erstes nachgehen – die erste Meldung geht ins Bergische Land.
Wir warten am verabredeten Treffpunkt vergebens ca. 30 Minuten – aber so ganz vergebens ist das Warten doch nicht: Ein uns gut bekannter junger Mann kommt freudig mit beiden Armen wedelnd und laut „UNSICHTBAR!“ rufend auf den Kangoo zu. Ich freue mich sehr, ihn zu sehen. Er hatte vor kurzem eine sehr schwere Operation und als auf meine Frage, wie es ihm geht, eine positive Antwort kommt, freue ich mich noch mehr.
Es ist immer wieder verrückt, wie schnell mir Menschen, die ich nur hin und wieder sehe, denen ich im Grunde mit nur Wenigem helfen kann wie mit Terrinen, Getränken, Schlafsäcken etc., am Herzen liegen, deren Schicksal mich zutiefst berührt. Dieser junge Mann gehört auf jeden Fall dazu. Ich habe das Gefühl, dass er das weiß… er möchte dies… und auch das… und das auch noch… „Und kann ich bitte noch ein paar Knoppers haben?“ – Und dann folgt ein Augenklimpern, dessen Wirkung er sich absolut bewusst ist und das so übertrieben ist, dass wir lachen müssen :lächeln:- Natürlich bekommt er seine Wünsche erfüllt, wir sind schließlich für Menschen wie ihn, die auf der Straße leben, unterwegs.
Er erzählt, dass er eventuell eine Wohnung in Aussicht hat, ich hoffe so sehr, dass es klappt. Und dann vielleicht auch mit einem Job… Er ist so jung, könnte mein Enkel sein. Bei so jungen Menschen tut es besonders weh, sie auf der Straße lebend zu sehen – das sage ich mir so oft. Und dann sind da die älteren, die seit Jahren auf der Straße leben. Wir haben letztens einen 41-jährigen Herrn getroffen, der seit 20 Jahren obdachlos ist. Ein Leben zurück in die „Normalität“ ist für ihn unvorstellbar, das war auf Nachfrage deutlich. Und die noch viel älteren, die ohne eigenen Willen, eigene Initiative und jahrelange ständige Betreuung nicht „zurück“ finden, nicht „zurück“ finden können… Und dann stelle ich fest: Besonders weh tun einfach alle, die Jungen und die Alten…
Wir fahren zur nächsten Meldung, die jedoch erfolglos ist. Hoffentlich hat der Mensch, der uns gemeldet wurde, einen sicheren, geschützten Schlafplatz gefunden.
Letze Anlaufstelle unserer Tour – und hier ist zunächst mal Stille. Sehr ungewöhnlich und Sabrina und ich beschließen, im Wagen zu warten, draußen ist es kalt. Ich wiederhole mich, aber es ist echt ein Phänomen: Wie sie plötzlich auftauchen… Wir öffnen die Kangoo-Klappe und erfüllen Wünsche, die so einige obdachlose Menschen durch die Nacht bringen.
Ich bringe Sabrina nach Hause, wir gehen ein letztes Mal die heutigen Begegnungen durch, die lustigen und die ernsten und wir wissen, dass wir bei der nächsten Fahrt wieder das tun werden, wofür wir bei UNSICHTBAR e. V. ehrenamtlich unterwegs sind: Obdachlosen Menschen nicht nur mit Nahrung und Schlafsäcken zu versorgen, sondern ihnen das Gefühl zu geben, dass sie uns wert sind.
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EHRENAMT BEI UNSICHTBAR e. V.
Das Ehrenamt bei UNSICHTBAR e. V. besteht nicht ausschließlich aus der Arbeit auf der Straße. Bring dich zum Beispiel in der Fahrzeugpflege mit ein, sortiere, packe und waschen und reinige regelmäßig unsere Fahrzeuge, denn auch das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Werde Teil von etwas Großem – werde ein Teil von UNSICHTBAR e. V.“