Touren im Herbst, wenn’s kälter wird…
Karin schreibt…
Heute startet ein zunächst etwas müdes Team: Holger hatte sich noch mal kurz hingelegt (gut für Rücken und Grippefolgen) – und ich (Karin) hatte heute keine Zeit für mein heißgeliebtes Mittagsschläfchen!
Die Kälte macht uns jedoch schnell wach, obwohl es ja noch nicht mal richtig kalt ist. Aber so wirklich wach sind wir wohl doch nicht, Holger fragt Minuten nach dem Start: „Wo fahren wir eigentlich hin?“ Wir sind uns wie immer schnell einig und es geht Richtung Bergisches Land. Wir treffen auf einige obdachlose Menschen an unterschiedlichen Stellen in der Stadt – und wir versorgen natürlich auch „Rudi“! Er hat großen Hunger und Durst, sagt mehrmals „Gut, dass ihr da seid!“ – Immer wieder sehr gerne, „Rudi“
Wir fahren noch zu einem Treffpunkt, an dem wir oft viele Hilfsbedürftige treffen – so auch heute. Peu à peu kommen so einige aus allen Himmelsrichtungen zum Kangoo. Mit den Jahreszeiten ändern sich auch die Wünsche: Haben Sommerschuhe mit sich leicht abgelösten Sohlen bislang noch ausgereicht, sind jetzt Winterschuhe gefragt.
Sicherlich 4 Mal verriegelt Holger die Schubladen und schließt die Heckklappe – um sie wieder zu öffnen, weil doch noch Jemand mit Hunger und Durst eintrifft. Doch dann fällt die Klappe endgültig und es geht wieder Richtung Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen. Wir fahren wieder einige Umwege auf der Suche nach einzelnen Hilfsbedürftigen, die sich eher versteckt halten.
Ein Stopp bei der Polizei und wir erhalten Infos, wo sich zwei uns gut Bekannte zurzeit vorwiegend aufhalten und zwischen welchen Orten sie pendeln – wichtig für uns, so dass wir auf unseren Touren auch solche Orte anfahren. Und auch von der Polizistin und dem Polizisten hören wir Bedenken, ob diese beiden Obdachlosen den Winter durchstehen, Bedenken, die wir auch haben. Später im Kangoo versichere ich Holger, dass ich tapfer sein werde… auch, wenn’s schwer fällt… die, die überleben, brauchen uns!
Letzte Anlaufstelle. Es ist für diese Uhrzeit erstaunlich viel los und der Kangoo wird immer leerer. Ein junges Paar taucht auf, obdachlos, angetrunken, glücklich verliebt. Oh je – da sind sie wieder, die Gedanken und die Traurigkeit, dass es „sowas“ gibt und warum es „sowas“ gibt… und nein – Welt retten is‘ nich‘…
Auch hier wieder: Klappe zu und wieder auf und zu und… aber irgendwann sind alle versorgt und es geht Richtung Lager.
Das gewohnte Abschiedsritual (Warnblinkanlage und Lichthupe) – und Holger und ich fahren allein mit unseren Gedanken in entgegengesetzten Richtungen nach Hause, mit dem Gefühl, vielen geholfen zu haben, aber noch vielen mehr nicht haben helfen können – weil sie unsichtbar sind.
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