Und wieder vergessen ein Foto zu machen
Und wieder vergessen ein Foto zu machen – na hoffentlich wird das nicht zur Gewohnheit.
Freitags und samstags starten eigentlich immer unsere Megatouren, doch heute und gestern war das etwas anders.
Gestern war der Tag bereits so lang und hatte früh angefangen, dass ich am Abend irgendwie nicht mehr aus dem Bett kam und wir somit keine Tour gefahren sind.
Was würde es auch bringen, wenn wir vor lauter Müdigkeit an irgendeinem Baum enden würden? Gar nichts würde das Bringen – dann mal lieber eine Tour ausfallen lassen.
Und heute war es dann wieder ähnlich – nur mit dem kleinen Unterschied, dass wir dann heute eine Tour gefahren sind.
Bereits um 16:30 Uhr machten Jens und ich sich auf, um noch ein paar Erledigungen zu machen, bis zu dem Punkt das wir dann quasi in unsere geplante Tour hineinfuhren und zu einer ersten Meldung fuhren, wo sich ein obdachloser Herr befinden sollte.
Dort angekommen und jegliches Verkehrsschild irgendwie komplett dabei übersehen, um an das Ziel zu gelangen, stellten wir dann aber fest, dass heute genau an diesem Ort eine Veranstaltung stattfand und bis auf die Partygäste, weit und breit kein obdachloser Herr zu sehen war.
Auf einer der nächsten Touren werden wir wieder dort hinfahren und schauen, ob wir ihn antreffen werden.
Dann ging es auf dem Weg zu unserer nächsten Meldung, noch bei einem uns bekannten Herrn vorbei, mit dem wir ein bisschen plauderten, bevor es dann weiterging.
Schon auf dem Weg zur Meldung, mussten wir uns beide eingestehen, dass uns die Müdigkeit immer mehr und mehr in den Griff bekam.
Zu diesem Zeitpunkt waren wir dann auch schon wieder mal 6 Stunden unterwegs – 6 Stunden, die uns eigentlich noch nie etwas ausgemacht haben, aber wenn man das große drum herum sieht, immer und immer wieder negative Nachrichten mitbekommt, Hilfe leistet wo man auch am Tag versucht Hilfe zu leisten, dann verlangt der Körper irgendwann mal das, was ihm zugesteht – einfach mal etwas Ruhe und die müssen wir ihm einfach hin und wieder auch eingestehen.
Dann kamen wir bei der nächsten Meldung an, die eigentlich gar keine Meldung war, sondern ein Anruf einer obdachlosen Person, die uns angerufen hatte und nachfragte, ob wir ihr heute etwas zu Essen bringen könnten!
Am Ziel angekommen, wurden wir auch schon sehnlichst erwartet, weil der Hunger groß war.
Dieser wurde erstmal gestillt und dann erfuhren wir, dass die Person erst an einem anderen Platz gewesen ist und nachdem sie eingeschlafen war, mit Alkohol übergossen wurde.
Warum? Keine Ahnung – blöde Menschen gibt es überall.
Dann hatte sie den Platz gewechselt und gehofft, dort etwas zur Ruhe zu kommen.
Aber die Angst davor, dass sowas nochmal passieren würde, war schon sehr groß, denn stellt Euch mal, sagte die Person – die hätten mich angezündet, sowas würde man ja immer wieder hören – welch ein schrecklicher Gedanke.
Wir bleiben noch eine Weile und sprachen miteinander über dieses und jenes – eigentlich über alles Mögliche, einfach mal frei raus mit den Gedanken, ohne ein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen.
Auch das ist etwas, warum wir das was wir tun, so gerne machen – man kann mit diesem Menschen über alles Mögliche, so offen und frei sprechen, wie man es eigentlich sonst nirgendswo anders tun kann.
Hier ist alles sehr locker, natürlich auch traurig aber im Großen und Ganzen sehr ungezwungen – eben eine komplett andere Welt, die zwar knall hart ist und vieles sehr traurig macht aber auf eine gewissen Art und Weise, dann doch wieder irgendwie schön ist.
Wir machten uns danach weiter auf und fuhren noch in einen anderen Stadtteil, in dem heute aber alles sehr ruhig war und auf dem Rückweg fuhren wir nochmal bei der Person vorbei, die immer noch einen so großen Hunger hatte, dass sie dann von uns gerne nochmal einen Nachschlag bekam.
Während wir weg waren, gesellte sich eine weitere obdachlose Person dazu und bekam auch eine warme Suppe und uns wurde erzählt, wo er schlafen würde und dass sein Freund zur Zeit im Krankenhaus sei und er gerne etwas Gesellschaft hätte, weil alleine sein eben doof ist und er sich deshalb nun eine Weile hier aufhalten würde.
Allein sein – ja – allein sein ist und war schon immer doof und wir freuen uns, dass sie nun zu zweit sind und etwas auf sich achten können und hoffentlich kommt heute Nacht nicht nochmal so ein Depp vorbei, der vielleicht noch was ganz anderes im Schilde führt.
Für Jens und mich war die Tour dann heute beendet, sehr vielen obdachlosen Menschen konnten wir heute nicht helfen, aber dafür führten wir mit den wenigen Menschen, die wir antrafen, lange und intensive Gespräche – Gespräche und eine Art Gesellschaft, die jeder von uns braucht, um nicht allein zu sein.
Um 10:00 Uhr bimmelt gleich der Wecker und dann geht es auch schon weiter – dazu dann demnächst mehr.
Euch allen eine gute Nacht