Weihnachtstüten und ganz viel Freude…
Karin schreibt…
Mir fällt gerade auf, dass ich (Karin) die meisten Touren mit einem Schlenker starte, um ein Teammitglied einzusammeln 😉. Dieses Mal ist es Ute. Heute starte ich allerdings schon von zuhause aus mit dem Kangoo, denn der steht die nächsten Tage vor meiner Haustür. Ich nehme Holger für ein paar Nächte die Meldetouren ab, da er sich eine wohlverdiente Auszeit gegönnt hat. Und ich bin sehr froh darüber, ihm die Touren abnehmen zu können.
Zum Lager fahren wir aber trotzdem, denn der Kangoo muss ja wieder aufgefüllt werden. Kaum sind wir am Lager, geht mein Handy. Ein Herr meldet sich und fragt aufgeregt, ob wir heute ins Bergische fahren. So ist der Plan. Er ist nicht einfach zu verstehen, die Sprachbarriere mischt wieder mit. Ich höre raus, dass es wohl in 1. Linie um seine Freundin geht. Ich nenne nach Absprache mit Ute eine ungefähre Uhrzeit und wir packen erst mal den Kangoo. Dieses Mal haben wir eine Überraschung an Bord: Viiieeeele viele liebevoll gepackte, gespendete Tüten mit Hygieneartikeln und Socken und Tüten mit Süßem, u.a. Weihnachtsmännern. Wir freuen uns schon auf die Gesichter der obdachlosen Menschen! An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Eva Trost und ihren Mann sowie an Thorsten Machelett!
Wir fahren zunächst zu „Rudi“ – der erste, der völlig überrascht und begeistert ist über die weihnachtliche Zugabe zu seinen sonstigen Wünschen. Weiter zum Treffpunkt, an dem der Herr, der angerufen hat, auf uns wartet. Er findet uns schnell, ist total aufgeregt, will selbst nur eine Terrine und was zu trinken – aber seine Freundin, die kein Wort Deutsch spricht, braucht so ziemlich alles, sie ist offenbar noch nicht lange obdachlos, was man auch erkennt. Er redet schnell, undeutlich und wir hören raus, dass er der Herr ist, den Holger, Andreas und ich vor einigen Tagen vergeblich gesucht haben. Es treffen weitere obdachlose Menschen aus allen Himmelsrichtungen ein – wie so oft wundern wir uns, wie sie uns immer finden. Immer wieder hören wir, dass durch Mundpropaganda wir und das „große grüne Auto“ bekannt sind. Der Herr, der angerufen hat, steht andächtig vor dem Kangoo und erzählt etwas von einem Caddy von VW. Ich sage, dass dies ein Kangoo ist. „Ah! Renault!“ Ich lache: „Genau!“
Die Weihnachtstüten begeistern alle. Die Menschen um uns herum freuen sich über Terrinen, Kaffee, Eistee, Süßes und natürlich Schuhe, Mützen, Schals, Handschuhe, Thermounterwäsche – aber diese zusätzliche Überraschung bereitet so viel Freude, es tut so gut, das erleben zu dürfen!
Die Schubladen sind verriegelt, die Heckklappe verschlossen, da kommen eilig weitere hilfsbedürftige Menschen auf uns zu. Kein Thema – Heckklappe auf und weiter erfüllbare Wünsche erfüllen. Und selbstverständlich mit Weihnachtstüten…
Die beiden, die „zusammengezogen“ sind, schlafen offenbar sehr fest, wir wollen weiter. Da kommt eilig aus einer anderen Richtung ein Herr auf uns zu – ja, ihn kennen wir auch, haben ihn länger nicht gesehen. Also doch die Heckklappe auf und Terrinen und Kaffee zubereiten. Der Herr läuft eilig zu den beiden Schlafenden und weckt sie rigoros – uns soll es recht sein, je mehr wir helfen dürfen desto besser!
Wir kennen die drei mittlerweile sehr gut, es wird wieder viel Quatsch gemacht und gelacht, es ist einfach eine schöne Atmosphäre. Und dann der Clou: Die Weihnachtstüten. Da stehen 3 gestandene Männer, in der Gesellschaft auf einer der untersten Stufen, unsichtbar für so viele, mit Schicksalen, die wir uns nicht vorstellen mögen – sie stehen da und strahlen übers ganze Gesicht wie kleine Kinder. Da geht einem einfach das Herz auf und ich wünschte, ihr hättet diese Situation miterleben können!
Wir verabschieden uns schweren Herzens: „Bis zum nächsten Mal!“, steuern den letzten Treffpunkt an und dürfen noch 2 Herren mit Essen, Trinken und natürlich den Weihnachtstüten versorgen.
Ich setze Ute zuhause ab, fahre jetzt ebenfalls nach Hause, brauche ja den Kangoo nicht nach Ennepetal zu bringen. In ein paar Monaten würde es jetzt schon hell werden – aber noch haben wir die dunkle Jahreszeit, in der es so wichtig ist, aufhellende Situationen zu erleben… und das war uns heute vergönnt.